Von späten Nächten und der unbezahlbaren Kraft der Gleichgesinnten

Kurz habe ich überlegt, ob ich irgendwie noch 2-3 Bierchen hole und trinke und dann dachte ich, ach nein, Abende wurden noch nie besser wenn man spät noch Getränke holt.

Der heutige Tag hat mir wieder einmal bewiesen, wie wichtig „Gleichgesinnte“ sind, wenn man über Depressionen redet. Jemand aus unserer Gruppe ging es schlecht und wir haben uns um ihn gekümmert. Wir haben ihm Kraft gegeben, zugehört und das ist was wirklich unbezahlbar ist, so unendlich wichtig. Wir haben Pläne für 2 neue Treffen gemacht und hätte ich keine Sozialphobie, wäre ich auch mitgekommen ins Kino, aber da muss ich passen.

Aber wie sagte man auf der Reha mal so schön: „Mitpatienten sind die besten Therapeuten, die man sich vorstellen kann.“, denn nur wir verstehen, wie es dem anderen geht. Man kann denke ich so viel lesen darüber, es studieren, mit Empathie kann man sich sicher reinfühlen, aber wie oft ist es so, dass der Partner, die Partnerin, damit nicht klarkommen. Da verändert sich ein Mensch neben einem und der will einfach keine Hilfe, weil er niemanden damit belasten will. Die depressive Person versucht es sehr oft erst einmal mit sich selbst auszumachen, was sicher keine wirklich gute Lösung ist, aber oft will man die anderen damit nicht belasten. Und auch deswegen hatte ich zb. meine letzte Beziehung beendet, weil ich nicht wollte das sich jemand Sorgen macht, zu viel ihrer Zeit mir widmet. Klingt komisch? Ja da bin ich definitiv nicht Egoist. Und ihr habt ja gelesen, wenn ihr aktive Verfolger dieses Blogs seid, dass ich mich mit Liebe sehr sehr schwer tue. Und auch wenn ich von dieser Frau gesprochen habe, die mich fasziniert, unerreichbar, ein schöner Traum mehr nicht.

Und genau in diesem Moment sind Menschen so unendlich wichtig, die ähnliches erlebt haben, die es vielleicht auch geschafft haben, aber die wissen, wie man sich situativ fühlt. Und ja, oft versuchen sich Depressive selbst zu therapieren durch Alkohol, oder Drogen, etwas wo der Kelch zum Glück an mir vorbei ging. Als ich beim Treffen seit langer Zeit mein erstes Bier mal wieder getrunken habe, war der Geschmack richtig intensiv, die einzelnen Nuancen geschmeckt und es nicht geschüttet. Und vielleicht war das der Grund, warum ich heute auch gesagt habe: NEIN!

Es ist fast 2 Uhr morgens und ich werde nicht müde. Habe kurz sogar überlegt etwas zu cruisen, aber da hält mich die finanzielle Vernunft davon ab, auch wenn ich jetzt echt Lust hätte mit guter Musik durch die Nacht zu fahren. Egal, jetzt ist es zu spät, Quetiapin ist in mir und damit fahre ich definitiv nicht Auto. Jetzt muss ich versuchen müde zu werden, schlafen zu gehen.

Aber ich weiß: Wir sind alle in Gedanken bei den anderen aus der Gruppe. Und Euch wünsch ich auch alles Gute.

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