Missbrauch – der ewige Begleiter in meinem Leben

TRIGGERWARNUNG: Sexueller Missbrauch & Gewalt

Bitte lies nicht weiter, wenn du dich nicht stabil fühlst.

In diesem Beitrag geht es um explizite Schilderungen von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung. Diese Inhalte können belastend sein und retraumatisierend wirken.

Es gibt Themen, die einen nie wieder loslassen. Für mich ist dieses Thema der Missbrauch. Er ist ein ewiger, dunkler Begleiter in meinem Leben.

Dass ich mit 16 von einem Mann missbraucht worden bin, war der Anfang einer Kette von Horrorerlebnissen. Es war, als würde ich dieses Thema danach irgendwie anziehen. Und das, obwohl ich selbst erst mit Mitte 30 anfing, mit mehr Menschen über meine eigene Erfahrung zu sprechen.

Wenn das Unverständnis regiert

Die nächste direkte Bekanntschaft machte ich mit dem Thema, als ich damals Melanie kennenlernte. Sie war von ihrem Onkel über Jahre missbraucht worden. Ich habe sie dazu bewegt, ihn anzuzeigen.

Das Ergebnis dieses Schritts war ernüchternd: Er bedauerte sofort, suchte sich Hilfe und erhielt eine zweijährige Bewährungsstrafe. Was mich aber wirklich fassungslos machte und mir den Boden unter den Füßen wegzog, war, als ich sie irgendwann später in einem Porno sah. Da ist mir wirklich alles entglitten. Für mich bis heute unverständlich.

Ein paar Jahre später der nächste Fall: Ich lernte jemanden kennen, die mir das Gleiche von ihrem eigenen Vater erzählte.

Der absolute Horror in der eigenen Familie

Dann war zum Glück lange Zeit Ruhe.

Bis der absolute Horror in meiner eigenen Familie ausbrach. Ein Tag vor Weihnachten versuchte mein eigener Vater, meine damalige Freundin zu missbrauchen. Meine Mutter und ich konnten eingreifen und das Schlimmste verhindern.

Die Nachwirkungen waren verheerend. Meine Ex-Freundin zeigte ihn leider nicht an.

Und meine Mutter? Sie fand immer neue Ausreden, warum sie meinen Vater nicht verlassen hat. Es ging so weit, dass sie anfing anzuzweifeln, was sie selbst gesehen hatte. Diese Verdrängung, dieses Leugnen, führte dazu, dass ich den Kontakt zu beiden schließlich komplett eingestellt habe.

Was die Tragödie dieses Abends noch unbegreiflicher macht: Meine Mutter erzählte genau an diesem Abend, dass ihr eigener Vater sie einmal missbraucht hatte. Dass sie ihn, ihren Peiniger, trotzdem bis zu dessen Ende gepflegt hat, geht mir bis heute nicht in den Kopf.

Eine Wunde, die bleibt

Das Thema ließ mich nicht los. Während meines ersten Aufenthalts in der Berliner Klinik erfuhr ich es von einer Mitpatientin. Im BKH (Bezirkskrankenhaus) war es wieder eine Patientin, die ihre Geschichte teilte. Es ist überall.

Es ist für mich unfassbar. Jeder, der so etwas erlebt hat, ist fürs Leben gezeichnet. Ich sage es, wie es ist: Man ist im Arsch. Diese Gedanken, diese Bilder, sie kommen so oft wieder. Mit der Zeit werden sie seltener, ja, aber ich glaube, es gibt für jeden von uns diese Trigger-Momente.

Es ist etwas, das man nie wieder los wird.

Wie sagte Rose Kennedy mal so schön:

Es wurde gesagt, dass die Zeit alle Wunden heilt. Dem stimme ich nicht zu. Die Wunden bleiben. Mit der Zeit bedeckt der Verstand sie zum Schutz seiner geistigen Gesundheit mit Narbengewebe und der Schmerz lässt nach. Aber er ist nie ganz verschwunden.

Ich wünsche Euch allen von ganzem Herzen, dass Euch so etwas nie widerfahren ist.


Anmerkung für Leserinnen und Leser:

Wenn Du selbst von sexuellem Missbrauch betroffen bist oder mit jemandem sprechen möchtest, findest Du hier Hilfe. Du bist nicht allein.

  • Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530 (kostenfrei und anonym)
  • Weißer Ring (Opfer-Telefon): 116 006

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