Heute hörte ich in einem Film den Satz: „Sie sind ein Stofffetzen oder ein Schraubverschluss…“ Er traf mich mitten ins Mark. Denn er beschreibt den Zustand, wenn Menschen zu Objekten werden, nicht aus Bösartigkeit, sondern aus Unfähigkeit zu fühlen.
Es gibt Tage, da ist meine Welt wie hinter einer Glasscheibe. In der Klinikzeit war diese Scheibe panzerglasdick. Eine Umarmung fühlte sich an wie das Halten eines Kartons – mechanisch, leblos. Heute gibt es Risse in diesem Glas, ich kann mich wieder freuen, wenn ich bestimmte Gesichter sehe. Aber die echte, tiefe Wärme? Die bleibt selten.
Am deutlichsten spüre ich diesen Verlust in der Intimität. Es ist seltsam zu beschreiben: Mein Körper funktioniert. Er empfindet Lust, er reagiert bis zum Schluss. Aber auf der emotionalen Ebene bleibe ich bei der Nulllinie. Ein körperlicher Vorgang ohne seelisches Echo. Das Wissen, wie es sich früher angefühlt hat, macht den Ist-Zustand nur schmerzhafter.
Was bleibt, ist eine seltsame Unwucht: Negative Reize wie Lärm dringen sofort durch und machen mich reizbar. Positive Reize hingegen – ein schöner Anblick, ein Moment der Freude – verfliegen nach zwei Minuten wie Rauch. Ich weiß rational, dass etwas „schön“ ist, aber mein Herz hat verlernt, darauf zu antworten.
Es sind massive Probleme, die mich beschäftigen. Aber darüber zu schreiben, ist der erste Schritt, sie nicht nur zu ertragen, sondern zu verstehen.