Bei dem vielen Negativen, hier mal etwas gute Laune
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Missbrauch – der ewige Begleiter in meinem Leben
TRIGGERWARNUNG: Sexueller Missbrauch & Gewalt
Bitte lies nicht weiter, wenn du dich nicht stabil fühlst.
In diesem Beitrag geht es um explizite Schilderungen von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung. Diese Inhalte können belastend sein und retraumatisierend wirken.
Es gibt Themen, die einen nie wieder loslassen. Für mich ist dieses Thema der Missbrauch. Er ist ein ewiger, dunkler Begleiter in meinem Leben.
Dass ich mit 16 von einem Mann missbraucht worden bin, war der Anfang einer Kette von Horrorerlebnissen. Es war, als würde ich dieses Thema danach irgendwie anziehen. Und das, obwohl ich selbst erst mit Mitte 30 anfing, mit mehr Menschen über meine eigene Erfahrung zu sprechen.
Wenn das Unverständnis regiert
Die nächste direkte Bekanntschaft machte ich mit dem Thema, als ich damals Melanie kennenlernte. Sie war von ihrem Onkel über Jahre missbraucht worden. Ich habe sie dazu bewegt, ihn anzuzeigen.
Das Ergebnis dieses Schritts war ernüchternd: Er bedauerte sofort, suchte sich Hilfe und erhielt eine zweijährige Bewährungsstrafe. Was mich aber wirklich fassungslos machte und mir den Boden unter den Füßen wegzog, war, als ich sie irgendwann später in einem Porno sah. Da ist mir wirklich alles entglitten. Für mich bis heute unverständlich.
Ein paar Jahre später der nächste Fall: Ich lernte jemanden kennen, die mir das Gleiche von ihrem eigenen Vater erzählte.
Der absolute Horror in der eigenen Familie
Dann war zum Glück lange Zeit Ruhe.
Bis der absolute Horror in meiner eigenen Familie ausbrach. Ein Tag vor Weihnachten versuchte mein eigener Vater, meine damalige Freundin zu missbrauchen. Meine Mutter und ich konnten eingreifen und das Schlimmste verhindern.
Die Nachwirkungen waren verheerend. Meine Ex-Freundin zeigte ihn leider nicht an.
Und meine Mutter? Sie fand immer neue Ausreden, warum sie meinen Vater nicht verlassen hat. Es ging so weit, dass sie anfing anzuzweifeln, was sie selbst gesehen hatte. Diese Verdrängung, dieses Leugnen, führte dazu, dass ich den Kontakt zu beiden schließlich komplett eingestellt habe.
Was die Tragödie dieses Abends noch unbegreiflicher macht: Meine Mutter erzählte genau an diesem Abend, dass ihr eigener Vater sie einmal missbraucht hatte. Dass sie ihn, ihren Peiniger, trotzdem bis zu dessen Ende gepflegt hat, geht mir bis heute nicht in den Kopf.
Eine Wunde, die bleibt
Das Thema ließ mich nicht los. Während meines ersten Aufenthalts in der Berliner Klinik erfuhr ich es von einer Mitpatientin. Im BKH (Bezirkskrankenhaus) war es wieder eine Patientin, die ihre Geschichte teilte. Es ist überall.
Es ist für mich unfassbar. Jeder, der so etwas erlebt hat, ist fürs Leben gezeichnet. Ich sage es, wie es ist: Man ist im Arsch. Diese Gedanken, diese Bilder, sie kommen so oft wieder. Mit der Zeit werden sie seltener, ja, aber ich glaube, es gibt für jeden von uns diese Trigger-Momente.
Es ist etwas, das man nie wieder los wird.
Wie sagte Rose Kennedy mal so schön:
Es wurde gesagt, dass die Zeit alle Wunden heilt. Dem stimme ich nicht zu. Die Wunden bleiben. Mit der Zeit bedeckt der Verstand sie zum Schutz seiner geistigen Gesundheit mit Narbengewebe und der Schmerz lässt nach. Aber er ist nie ganz verschwunden.
Ich wünsche Euch allen von ganzem Herzen, dass Euch so etwas nie widerfahren ist.
Anmerkung für Leserinnen und Leser:
Wenn Du selbst von sexuellem Missbrauch betroffen bist oder mit jemandem sprechen möchtest, findest Du hier Hilfe. Du bist nicht allein.
- Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530 (kostenfrei und anonym)
- Weißer Ring (Opfer-Telefon): 116 006
Wenn Serien das echte Leben wecken.
Es gibt diese Nächte. Gestern war wieder so eine. Es war 2 Uhr morgens, und ich habe die letzte Folge einer Serie durchgesuchtet, von der es – und das bricht mir ein wenig das Herz – wohl leider keine Fortsetzung geben wird. Der Name: „Big Dating“.
Es ist eine herrlich amüsante Serie über die Liebe zwischen unterschiedlichen Menschen und die Prämisse, dass dieser Unterschied vielleicht sogar das Beste an allem ist.
Wieder einmal absolut brillant: Hauptdarstellerin Olga von Luckwald. Sie ist gekonnt amüsant, crazy, und ich habe mich beim Schauen immer wieder gefragt, wie viel von dieser wunderbaren, verrückten Figur eigentlich in ihr selbst steckt. (Schaut man sich ihr Showreel an, könnte man meinen: eine ganze Menge.)
Ich mag das. Ich mag Menschen, die „anders“ sind. Die, die spontan, manchmal ein bisschen verrückt und vielleicht auch mal am Rande dessen sind, was man als „normal“ bezeichnet.
Die Matthiase meines Lebens
Das „Hmm“ aus der Überschrift kam, weil mich die Serie direkt an meine eigene Jugend in Hamburg erinnert hat. An Menschen wie meinen Kumpel Matthias.
Matthias war auch total crazy. Oft absolut unkompliziert, aber manchmal eben auch am Rande meines Verständnisses für „das macht man nicht“. Einer der unvergesslichsten Momente: Wir wollten mit der Bahn nach Hamburg reinfahren. Die Bahn war brechend voll, wir standen dicht gedrängt, und plötzlich ließ er einfach einen fahren.
Er tickte mir auf die Schulter und sagte – für alle hörbar – ganz laut:
„Ole, das muss Dir nicht peinlich sein, ist mir auch schon passiert.“
Ich wäre am liebsten im Boden versunken.
Oder der andere Matthias, den ich von der Höheren Handelsschule kannte. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen, und er sieht mich und ruft quer über den vollen Schulhof:
„Ey Ole, lange nicht gesehen, sitzt dein Alter immer noch im Knast?“
Mir war das damals super peinlich. (Spoiler: Mein Vater saß nicht im Knast). Aber schon ein Jahr später konnte ich selbst königlich darüber lachen.
Die richtige Genugtuung kam aber erst gut 20 Jahre später. Ich war mal wieder in Hamburg, auf dem Stadtfest in Bergedorf. Ich sehe ihn aus weiter Entfernung, nehme all meinen Mut zusammen und brülle zurück:
„Ey Matthias X., sitzt dein Alter immer noch im Knast?“
Dieses Mal war es ihm super peinlich. Und dann haben wir beide unglaublich darüber gelacht.
Warum wir solche Serien brauchen
Ich habe so viele lustige Erinnerungen an diese Zeit, aber es ist seltsam: Irgendwie werden die guten Momente oft massiv von den schlechten Erlebnissen überlagert, wenn man zurückdenkt. Das Negative bleibt leichter hängen.
Aber dann kommt eine Serie wie „Big Dating“ um die Ecke, mit einer Figur, die so herrlich unangepasst ist, und plötzlich sind sie wieder da – all die verrückten, lustigen und absolut menschlichen Geschichten. Und ich erinnere mich wirklich gern daran.
Danke dafür.
Meine Watchlist für mehr „herrlich verrückt“
Also, falls ihr jetzt auch Lust auf mehr davon habt, hier sind ein paar dringende Empfehlungen von mir:
- Big Dating – Zurzeit in der ARD-Mediathek streambar (oder einfach mal Mediathekview nutzen, es lohnt sich!).
- Start the f*ck up – Wieder mit Olga von Luckwald. Wieder einfach klasse.
- Ein Freund von mir – Ein etwas älterer Film, aber mit Jürgen Vogel in einer absoluten Glanzrolle als der „verrückte“ Freund. Ein Muss.
Stationen einer Bilanz: 55, 10 Jahre Bayern und warum ich mich nie wieder verbiege
Verdammt. Heute fiel es mir plötzlich auf: In etwas mehr als einem Monat werde ich 55. Und fast genauso lange, nämlich seit 10 Jahren, lebe ich jetzt in Bayern.
Diese Zahlen sind Meilensteine, und Meilensteine zwingen einen zur Bilanz. War die Entscheidung, hierherzukommen, die richtige?
Manchmal, ja, da wünsche ich mir Berlin zurück. Und manchmal auch Hamburg, die Stadt, in der ich groß geworden bin. Beides waren auf ihre Art wunderbare, prägende Erlebnisse.
Die Anker: Hamburg und Berlin
Hamburg. Für mich bleibt es die schönste Stadt der Welt. Modern, mondän, weltoffen. Ein Ort, der strahlt, aber auch seine tiefen Schatten hat – traurigerweise hält die Stadt den Rekord bei der Zahl der Obdachlosen.
Berlin. Das genaue Gegenteil. Laut, verrückt, dreckig. Aber Berlin ist auch der Ort der unbegrenzten Möglichkeiten, irgendetwas zu erleben. Es gibt Ecken dort, die ich nie vergessen werde, auch wenn ich viele davon erst nach meiner Trennung von „ToXic A“ kennengelernt habe. Eines ist sicher: Mehr als in Berlin habe ich noch nirgendwo erlebt.
Das Hier und Jetzt: Bayern
Und dann kam Bayern. Ein seltsamer Schritt. Meine Ex wollte ja immer hierher, am liebsten nach München oder Wolfratshausen. Ich wollte nie. Mir reichte schon, was ich bei Google Streetview sah, und München war (und ist) einfach nicht meine Welt.
Aber es war meine Entscheidung, hierherzugehen. Nicht ihre. Die Nähe zu Augsburg war klasse und diese Stadt ist auch heute noch superschön.
Dass der ursprüngliche Grund, warum ich diesen Schritt überhaupt gemacht habe, seit über neun Jahren nicht mehr Teil meines Lebens ist? Um ehrlich zu sein: Das ist mir völlig Banane.
Die Lektion: Nie wieder Kompromisse
Diese 10 Jahre waren nicht nur ein Umzug, sie waren eine Lektion. Mein Entschluss steht heute fester als je zuvor: Ich werde nie wieder mit irgendwem zusammenziehen. Ich werde mich nie wieder auf irgendwelche Versprechen verlassen.
Es gibt einen Satz aus dieser Vergangenheit, über den ich mein Leben lang wohl nur noch lachen kann:
„Dann musst Du halt etwas tun, damit ich mich wieder in Dich verliebe.“
Nein. Ich muss erstmal gar nichts.
Wer sich nicht in mich verliebt, ohne dass ich mich zum Kasper mache – sorry, ne. Ich werde mich nie wieder verbiegen lassen.
Kompromisse? Habe ich in meinem Leben mehr als genug gemacht.
Mein Fazit mit (fast) 55
Manche fürchten sich vor dem Alleinsein. Ich nicht. Ich habe gelernt, dass Alleinsein unendlich viel weniger schlimm ist, als mit dem falschen Menschen zusammen zu sein.
Ich bin, wie ich bin. Manchmal bin ich gebildet und zurückhaltend. Manchmal bin ich prollig und laut. Manchmal verrückt und spontan. Und manchmal auch einfach nur verschlossen.
Und das ist verdammt nochmal okay so.
Von späten Nächten und der unbezahlbaren Kraft der Gleichgesinnten
Kurz habe ich überlegt, ob ich irgendwie noch 2-3 Bierchen hole und trinke und dann dachte ich, ach nein, Abende wurden noch nie besser wenn man spät noch Getränke holt.
Der heutige Tag hat mir wieder einmal bewiesen, wie wichtig „Gleichgesinnte“ sind, wenn man über Depressionen redet. Jemand aus unserer Gruppe ging es schlecht und wir haben uns um ihn gekümmert. Wir haben ihm Kraft gegeben, zugehört und das ist was wirklich unbezahlbar ist, so unendlich wichtig. Wir haben Pläne für 2 neue Treffen gemacht und hätte ich keine Sozialphobie, wäre ich auch mitgekommen ins Kino, aber da muss ich passen.
Aber wie sagte man auf der Reha mal so schön: „Mitpatienten sind die besten Therapeuten, die man sich vorstellen kann.“, denn nur wir verstehen, wie es dem anderen geht. Man kann denke ich so viel lesen darüber, es studieren, mit Empathie kann man sich sicher reinfühlen, aber wie oft ist es so, dass der Partner, die Partnerin, damit nicht klarkommen. Da verändert sich ein Mensch neben einem und der will einfach keine Hilfe, weil er niemanden damit belasten will. Die depressive Person versucht es sehr oft erst einmal mit sich selbst auszumachen, was sicher keine wirklich gute Lösung ist, aber oft will man die anderen damit nicht belasten. Und auch deswegen hatte ich zb. meine letzte Beziehung beendet, weil ich nicht wollte das sich jemand Sorgen macht, zu viel ihrer Zeit mir widmet. Klingt komisch? Ja da bin ich definitiv nicht Egoist. Und ihr habt ja gelesen, wenn ihr aktive Verfolger dieses Blogs seid, dass ich mich mit Liebe sehr sehr schwer tue. Und auch wenn ich von dieser Frau gesprochen habe, die mich fasziniert, unerreichbar, ein schöner Traum mehr nicht.
Und genau in diesem Moment sind Menschen so unendlich wichtig, die ähnliches erlebt haben, die es vielleicht auch geschafft haben, aber die wissen, wie man sich situativ fühlt. Und ja, oft versuchen sich Depressive selbst zu therapieren durch Alkohol, oder Drogen, etwas wo der Kelch zum Glück an mir vorbei ging. Als ich beim Treffen seit langer Zeit mein erstes Bier mal wieder getrunken habe, war der Geschmack richtig intensiv, die einzelnen Nuancen geschmeckt und es nicht geschüttet. Und vielleicht war das der Grund, warum ich heute auch gesagt habe: NEIN!
Es ist fast 2 Uhr morgens und ich werde nicht müde. Habe kurz sogar überlegt etwas zu cruisen, aber da hält mich die finanzielle Vernunft davon ab, auch wenn ich jetzt echt Lust hätte mit guter Musik durch die Nacht zu fahren. Egal, jetzt ist es zu spät, Quetiapin ist in mir und damit fahre ich definitiv nicht Auto. Jetzt muss ich versuchen müde zu werden, schlafen zu gehen.
Aber ich weiß: Wir sind alle in Gedanken bei den anderen aus der Gruppe. Und Euch wünsch ich auch alles Gute.
Das bittersüße Leben: Zwei wundervolle Erlebnisse, die mit Schmerzen endeten
Das Leben spielt manchmal seltsame Melodien. Die letzten beiden Tage waren ein perfektes Beispiel dafür: Zwei Momente puren Glücks, voller Verbindung und Lebensfreude. Und doch endete jeder dieser Tage auf seine Weise mit Schmerz. Aber fangen wir von vorne an.
Gerne, hier ist ein Entwurf für deinen Blogbeitrag. Ich habe versucht, die bittersüße Stimmung – die Freude über die Erlebnisse und den ehrlichen Umgang mit den Konsequenzen – einzufangen.
Tag 1: Das große Wiedersehen
Gestern war ein Abend, auf den ich mich schon lange gefreut hatte. Ein Treffen mit den ehemaligen „Insassen“ meiner Station – ein liebevoller Insider, denn wir haben viel zusammen durchgestanden.
Das Besondere: Es war nicht nur ein Treffen, es war ein komplettes Wiedersehen. Jede einzelne Zusage wurde eingehalten. Das allein war schon ein Gänsehautmoment.
Wir haben uns seit fast zwei Monaten nicht gesehen, und so sprudelten die Gespräche nur so aus uns heraus. Wir haben über Zukunftspläne philosophiert, alte Erlebnisse geteilt, zusammen Pizza genossen und bis spät in den Abend Spiele gespielt. Es war einfach nur wunderbar. Ein Abend, der die Seele aufgetankt hat, auch wenn das lange Sitzen oder der Abschiedsschmerz am Ende seine eigenen Spuren hinterlässt.
Tag 2: Waldluft, Wuff und 10.000 Schritte
Heute ging es direkt weiter mit einem Balsam für die Seele. Ich war mit einer lieben Mitpatientin und ihrem zuckersüßen Wauwau spazieren.
Mein persönlicher Triumph des Tages: Ich habe die 10.000er-Schritte-Marke gesprengt!
Der Spaziergang war ein Traum. Wir waren im Wald beim Stadion unterwegs, vorbei an herrlich sauberen Bächen. Es war diese Art von Ausflug, die einem den Kopf freipustet. Wir hatten tolle Unterhaltungen, und man hat uns beiden angemerkt, wie gut es tat, für ein paar Stunden aus den eigenen, persönlichen Situationen zu entfliehen.
Der Preis der Freude
Doch dieser Triumph hatte seinen Preis. Jetzt, am Abend, kann ich kaum noch auf den rechten Fuß auftreten. Ich hatte wirklich gehofft, dass sich das Problem mit den stützenden Stulpen erledigt hätte, aber das war leider nicht der Fall.
Mein Fazit: Ja, es war es wert!
Und doch, wenn ich jetzt hier sitze (und den Fuß hochlege), überwiegt die Dankbarkeit.
Diese beiden Tage waren voller Leben. Voller Verbindung zu Menschen, die verstehen, was man durchmacht. Voller Natur und Bewegung. Ja, der Schmerz ist ein harter Preis. Aber die Erinnerungen an das Lachen von gestern und die Waldluft von heute sind es wert. Das Leben ist eben nicht nur schwarz oder weiß – es ist beides gleichzeitig.
Das versprochene Eis im Winter – Eine Geschichte über Hoffnung, wenn keine mehr da ist
Heute hat eine kurze Nachricht ein riesiges Lächeln in mein Gesicht gezaubert. Eines, das von ganz tief innen kommt. Es ist die Art von Nachricht, die einem den Glauben an das Gute zurückgibt.
Um das zu verstehen, muss ich kurz zurückspulen.
Der erste Tag und ein „beklopptes“ Versprechen
Am ersten Tag in der Klinik lernte ich eine Frau kennen, die zeitgleich mit mir ankam. Mittleres Alter, aber sie war einfach am Ende. Man konnte es in ihren Augen sehen. Sie hatte keine Ruhe, war wohnungslos, arbeitslos und – was vielleicht am allerschlimmsten ist – sie hatte keine Zukunftsideen mehr. Absolut keine.
Ich tat, was ich in dem Moment konnte. Ich versuchte einfach, Ruhe auszustrahlen. Da zu sein. Und dann hab ich etwas gemacht, das typisch für mich ist.
Ich sagte zu ihr: „Ich wette, Du schaffst das. Und Ende dieses Jahres gehen wir ein Eis essen.“
Ja, ein Eis im Winter. Schön bekloppt, ich weiß. Aber in diesem Moment fühlte es sich wie das einzig Richtige an. Es war ein Anker, ein verrücktes, kleines Ziel.
Kleine Schritte aus der Ferne
Unsere Wege trennten sich fast sofort wieder. Ich wurde direkt am nächsten Tag verlegt, sie etwas später auch. Der direkte Kontakt brach ab, aber der Faden riss nicht. Wie es das Schicksal so will, kam später jemand auf unsere Station, der sie auf der anderen Station kennengelernt hatte.
So hörte ich immer wieder von ihr. Es waren Updates in kleinen Dosen: von winzigen Erfolgsschritten, von neuen Ideen, die langsam wieder anfingen zu keimen. Jeder dieser kleinen Berichte war ein Funke.
Die Nachricht von heute
Und heute kam die große Nachricht. Die Nachricht, die alles bedeutet:
Sie hat eine Wohnung gefunden.
Nicht nur irgendeine Notlösung. Einen Ort, an dem sie ankommen kann. Einen Ort, von dem aus eine echte Zukunft wieder möglich ist.
Fast im selben Atemzug kam die Frage, ob ich vielleicht bei der Küchenmontage oder ähnlichen Dingen helfen würde. Was für eine Frage! Natürlich machen wir das. Da gibt es kein Zögern.
Es ist wieder so eine dieser wahren Geschichten, die das Leben schreibt. Eine, die uns daran erinnert:
Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
Manchmal ist dieses „Lichtlein“ ein kleines, verrücktes Versprechen auf ein Eis im Winter. Und manchmal ist es eine Bohrmaschine und ein paar helfende Hände für eine Küche.
Ich freue mich einfach riesig. Und auf das Eis freue ich mich auch.
Neid? Nein absolute Bewunderung!
„Neid muss man sich hart erarbeiten.“ – diesen Satz las ich letztens von einer Frau, die sich darüber beklagte, als Fahrerin eines Zuffenhausener SUVs und Trägerin teurer Markenkleidung komisch angeschaut zu werden. Was für ein unnötiger Beitrag, dachte ich mir, der wohl nur dem eigenen Ego dient. Dabei gibt es ein viel treffenderes deutsches Sprichwort: „Neid ist der Prahlerei Geleit.“
Mir persönlich ist Neid fremd. Ich wünsche jedem Menschen das Beste und hoffe, dass das, was er sich wünscht, ihn auch wirklich glücklich macht. Was ich jedoch kenne, ist Bewunderung.
Es gibt eine Person, die ich für ihre Lebensweise aufrichtig bewundere: den Content Creator „Adventure Buddy“, auf den ich durch mein Interesse an Lost Places gestoßen bin. Er besucht nicht nur verlassene Orte, sondern führt ein Leben, das mich fasziniert. Lange Zeit lebte er ohne festen Wohnsitz in seinem Jeep Wrangler und ernährte sich vegan/vegetarisch von Mahlzeiten, die er mit einfachsten Mitteln auf einem Gaskocher zubereitete. Obwohl er nun wieder einen festen Wohnsitz hat, war er kürzlich mit seiner Partnerin zwei bis drei Monate quer durch Europa unterwegs. Seine Aufnahmen sind ein Traum, ebenso wie die Gedanken, die er dabei teilt.
Sein aktuelles Video dokumentiert eine Solo-Fahrradtour von Hamburg nach Stockholm. Das Besondere daran: Für sieben Tage hat er alle sozialen Medien, Nachrichten, E-Mails und sogar Musik abgeschaltet. Die Technik nutzt er ausschließlich zum Filmen und Fotografieren. Diese Konsequenz bewundere ich zutiefst.
Wer von uns könnte von sich behaupten, eine Woche lang komplett abzuschalten? Für niemanden erreichbar zu sein, nichts zu lesen, nichts zu hören und stattdessen nur die Natur und die eigenen Erfahrungen zu genießen? Genau das ist es: kein Neid, sondern pure Bewunderung.
„Du bist ein Narzisst!“ – Warum meine Ex Unrecht hatte und Selbstliebe überlebenswichtig ist
Es gibt Sätze am Ende einer Beziehung, die hängen bleiben. Meine Ex aus Augsburg – der Grund, warum ich überhaupt in die Stadt kam – meinte am Ende allen Ernstes zu mir, ich sei ein Narzisst.
Ich brach in schallendes Gelächter aus. Nicht, weil ich es arrogant fand, sondern weil es so absurd war. Es war der Moment, in dem ich realisierte, dass sie mich in dem ganzen halben Jahr offensichtlich überhaupt nicht gekannt oder verstanden hatte. Sie hatte so viele offensichtliche Dinge übersehen.
Um das zu verstehen, muss man wissen, wo wir uns kennengelernt haben: auf einer Reha. Sie war dort, weil sie sich nach 30 Jahren Ehe endlich von ihrem Mann getrennt hatte. Ich war dort, weil ich emotional komplett am Boden war. Mein Selbstbewusstsein lag irgendwo weit unter dem Meeresspiegel.
In dieser Reha habe ich mich Stück für Stück zurückgekämpft. Ich wurde endlich wieder derjenige, dem ich morgens in die Augen sehen konnte. Derjenige, der den Kopf ein Stück nach oben nahm, anstatt ihn permanent zu senken. Und ja, ich hatte auch wieder ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt. Vor allem aber achtete ich wieder auf mich, mit einer gesunden Portion Selbstliebe – etwas, das in den fast 15 Jahren davor einfach nicht stattgefunden hatte.
Der schmale Grat zwischen Selbstfürsorge und Narzissmus
Und genau hier liegt der Knackpunkt, den so viele verwechseln: Was unterscheidet einen Narzissten von einem Menschen mit gesunder Selbstfürsorge?
Mein Bruder hat es mal sehr deutlich (und provokant) auf den Punkt gebracht: „Arrogant sieht das nur von unten aus.“
Ein Satz, der viel über die Wahrnehmung aussagt. Aber Wahrnehmung ist nicht Diagnose. Echten, pathologischen Narzissmus habe ich an anderer Stelle erlebt. Meine Ex aus Berlin hatte es schwarz auf weiß in ihrem Anamnesebogen stehen: „stark ausgeprägte narzisstische Persönlichkeit.“ Und ja, genau das hätte ich ihr auch zu jedem Zeitpunkt attestiert. Der Unterschied war fundamental.
Wer also mit dem Begriff „Narzisst“ um sich wirft, sollte wissen, was er eigentlich bedeutet.
Was macht einen Narzissten wirklich aus?
Narzissmus ist komplex. Er existiert auf einem Spektrum – von gesunden Zügen (wie Selbstbewusstsein) bis hin zur pathologischen Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS).
Wenn wir im Alltag von einem „Narzissten“ sprechen, meinen wir meist Personen mit einem durchdringenden Muster von Selbstherrlichkeit, einem übermäßigen Bedürfnis nach Bewunderung und einem Mangel an Empathie.
Hier sind die zentralen Merkmale:
- Die drei Kernmerkmale (Die „Narzisstische Triade“)
Die Psychologie identifiziert oft drei Hauptsäulen, die das Fundament des pathologischen Narzissmus bilden:
- Grandiosität (Übersteigertes Selbstwertgefühl): Die Person hält sich für überlegen, einzigartig oder „besonders“. Sie übertreibt eigene Leistungen und erwartet, als überlegen anerkannt zu werden, oft ohne entsprechende Erfolge. Sie pflegt Fantasien von grenzenlosem Erfolg, Macht oder idealer Liebe.
- Exzessives Bedürfnis nach Bewunderung: Narzissten haben ein starkes Verlangen nach Aufmerksamkeit und Bestätigung. Ihr Selbstwertgefühl ist, obwohl nach außen grandios, innerlich oft sehr instabil und extrem abhängig von der Zufuhr durch andere.
- Mangel an Empathie: Dies ist eines der deutlichsten Merkmale. Narzissten sind unfähig oder unwillig, die Gefühle, Bedürfnisse und Perspektiven anderer Menschen zu erkennen oder sich in sie hineinzuversetzen. Gespräche drehen sich fast ausschließlich um sie selbst.
2. Weitere typische Verhaltensweisen
Basierend auf klinischen Kriterien zeigen sich diese Kernmerkmale oft so:
- Anspruchsdenken (Entitlement): Eine überzogene Erwartungshaltung, dass die eigenen Wünsche automatisch erfüllt werden müssen. Sie erwarten eine Sonderbehandlung.
- Ausbeuterisches Verhalten: Sie nutzen andere Menschen bewusst oder unbewusst aus, um ihre eigenen Ziele zu erreichen, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen.
- Arroganz und Überheblichkeit: Sie zeigen oft ein herablassendes Verhalten gegenüber Menschen, die sie als „unterlegen“ betrachten.
- Neid: Sie sind häufig neidisch auf andere oder glauben, andere seien neidisch auf sie.
- Extreme Kritikempfindlichkeit: Obwohl sie nach außen unantastbar wirken, reagieren sie auf Kritik (oder was sie dafür halten) extrem empfindlich – oft mit Wut, Aggression oder demonstrativer Kälte.
3. Der innere Konflikt: Grandiosität vs. Unsicherheit
Das vielleicht wichtigste Merkmal: Das grandiose, arrogante Auftreten dient oft als Abwehrmechanismus, um ein tief sitzendes, instabiles Selbstwertgefühl, Minderwertigkeitsgefühle und innere Leere zu kompensieren.
4. Die zwei Typen: Grandios vs. Vulnerabel (Verdeckt)
Die Forschung unterscheidet oft zwei Hauptformen:
- Der grandiose (offene) Narzisst: Das „klassische“ Bild: extrovertiert, dominant, arrogant und offen auf der Suche nach Bewunderung.
- Der vulnerable (verdeckte) Narzisst: Schwerer zu erkennen. Diese Personen wirken nach außen oft unsicher, ängstlich oder depressiv. Sie haben die gleichen grandiosen Fantasien, sind aber extrem überempfindlich gegenüber Kritik und neigen zur Opferrolle.
Mein Fazit
Wenn man sich diese Liste ansieht, wird eines klar: Nichts davon findet sich bei einem Menschen, der einfach nur gesunde Selbstfürsorge betreibt.
Wer nach einer Krise wieder lernt, auf sich zu achten, Grenzen zu setzen und „Nein“ zu sagen, ist nicht narzisstisch. Er ist überlebensfähig. Gesunde Selbstliebe ist nicht grandios, sie ist notwendig. Sie ist nicht ausbeuterisch, sie ist grenzsetzend.
Und sie basiert nicht auf einem Mangel an Empathie, sondern auf der Erkenntnis, dass man auch mit sich selbst Empathie haben muss, um nicht unterzugehen.
Ich kann aber aus bitterer Erfahrung eines sagen: Stellt ihr fest, dass euer Partner ein echter Narzisst ist und diese Merkmale erfüllt, dann beendet die Beziehung. Ihr werdet unendlich leiden und das ohne auch nur wirklich etwas Positives aus dieser Beziehung zu ziehen.
„Wer lebt protestiert“ … Aber was, wenn der Kämpfer müde ist?
„Wenn das Leben absurd erscheint, hilft nur Kampf. Wer lebt protestiert.“ (Albert Camus)
Dieses Zitat von Albert Camus begleitet mich schon lange. Es steht in meinem Profil auf aphorismen.de, und es war oft ein Anker für mich. Ein Aufruf, weiterzumachen, dem Absurden zu trotzen.
Aber was passiert, wenn der Kampf irgendwann nicht mehr möglich ist?
Was, wenn die Kraft fehlt? Wenn die Perspektive, dieses eine Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt, sich im Nebel der Erschöpfung einfach aufgelöst hat? Was tust du, wenn dir die Vergangenheit immer und immer wieder bewiesen hat: Egal, wie hart du kämpfst, du wirst doch immer wieder mit niedergerissen?
Du rappeltst dich auf, nur um den nächsten Tritt zu spüren. Und viel zu selten ist da eine helfende Hand, die dich stützt.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich will mich auf keinen Fall über mangelnde Freunde beklagen. Ich habe wirklich großartige, unfassbar loyale Menschen in meinem Leben. Da ist zum Beispiel Frank. Als meine Ex mich damals von einer Sekunde auf die andere einfach rausgeworfen hatte, war er sofort da. Er hat mich bei sich aufgenommen, ohne mit der Wimper zu zucken. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein. Diese Dankbarkeit ist so tief, dass sie mich fast erdrückt, weil ich mich immer frage, wie ich das jemals gutmachen könnte. Auch wenn ich spüre, dass er diese Erwartungshaltung gar nicht hat.
Und trotzdem.
Trotz dieser Anker, dieser Lichtblicke, schwindet meine Kraft. Sie zerrinnt mir zwischen den Fingern, mit jedem Tag, mit jeder Minute, mit jeder einzelnen Sekunde. Es gibt so unendlich wenig, an dem ich mich gerade noch erfreuen kann. Es gibt fast nur noch diese Momente, in denen ich nicht aktiv denke: Ich bin am Boden zerstört und dieses Mal wird es nichts mehr.
Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es mir ohne die Antidepressiva gehen würde.
Der Herbst tut sein Übriges dazu. Das schlechte Wetter, dieses ewige Grau, das sich über die Seele legt und die Gedankenschleifen, die einfach nicht aufhören wollen, sich zu drehen.
Nächste Woche gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Ich freue mich auf das Treffen mit den Leuten von unserer Station. Auf Karten- und Gesellschaftsspiele. Auf ein paar Stunden Ablenkung. Aber selbst diese Vorfreude ist brüchig. Wie lange wird das Hoch anhalten? Einen Abend? Ein paar Stunden? Bis ich wieder allein mit den Gedanken bin?
Wie geht ihr damit um? Wie kämpft man, wenn man keine Kraft mehr zum Kämpfen hat?
Wer hat Tipps? Ideen?