Reicht es nicht langsam? Wenn die Seele unter der Last der Vergangenheit zerbricht.

Manchmal, in den tiefsten, dunkelsten Stunden dieser Depression – dieser zweiten, die sich so viel unnachgiebiger anfühlt als die erste – frisst sich eine Frage in meinen Verstand: Ist das Karma?

Schon beim ersten Mal, als die Dunkelheit kam, habe ich damit gerungen. Ich habe versucht, eine Art kosmische Gerechtigkeit darin zu sehen, eine Strafe für etwas, das ich getan habe. Also habe ich meine Vergangenheit durchwühlt, habe jeden Winkel meines Lebens ausgeleuchtet auf der Suche nach einer Schuld, die groß genug ist für das hier.

Und ja, natürlich habe ich Fehler gemacht. Ich war nicht immer der Mensch, der ich sein wollte. Ich habe Menschen enttäuscht und sicher auch verletzt. Ich denke da an Birgit, und dieser Schmerz sitzt tief (darüber habe ich an anderer Stelle geschrieben). Aber ich frage mich, mit Tränen in den Augen und Blei in der Brust: Reicht das für eine Rache dieser Größenordnung? Für eine Depression, die mich zweimal heimsucht?

Reicht es vor allem dafür, dass ich dieses Mal das erdrückende Gefühl habe, gar nicht mehr herauszukommen?

Ein winziger Funke erinnert mich daran, dass es beim letzten Mal auch so war. Vor der Reha war ich an einem Punkt, so tief, so leer. Ich hatte keine Kraft, keine Lust, keinen Glauben mehr. Und dann, wider Erwarten, wurde es besser. Alles wurde gut. Aber dieser Funke ist so klein und die jetzige Finsternis so allumfassend.

Denn wenn ich schon bei der Suche nach „Gerechtigkeit“ bin, dann kommt unweigerlich der andere Gedanke. Der Gedanke, der leise flüstert und dann immer lauter schreit: Was habe ich denn schon alles mitmachen, aushalten, überleben müssen?

  • Der prügelnde Vater, der mir mit seiner Gewalt sogar das Weinen ausgetrieben hat.
  • Der Vater, der versucht hat, meine damalige Freundin zu missbrauchen.
  • Die Mutter, von der nie ein Funken Liebe kam. Nur Kälte.
  • Die Mutter, die aus diesem versuchten Missbrauch keine einzige Konsequenz gezogen hat. Die geschwiegen und es geduldet hat. Später sogar angezweifelt, obwohl sie wie ich auch Zeuge der Situation war.
  • Die Mutter, die mir eines Tages ins Gesicht sagte: „Ich bin froh, dass Du und Dein Bruder nie lebenden Nachwuchs gezeugt haben.“ Ein Satz, der sich wie Gift in die Seele brennt.
  • Der Bruder, der mich immer nur mit Verachtung gestraft hat.
  • Die drei Frauen in meinem Leben, die mich nach Strich und Faden belogen, betrogen und finanziell ausgenutzt haben.
  • Die unzähligen Schläge und der permanente, zermürbende Stress mit meiner narzisstischen Ex-Freundin. Der ich immer und immer wieder verziehen habe, was die Hölle im Endeffekt nur noch schlimmer machte.
  • Die Nacht in Berlin, die ich zitternd auf einer Bank am Tegeler See verbracht habe, weil sie so durchgedreht war, dass ich mich nicht traute, in der gemeinsamen Wohnung zu schlafen.
  • Der Tag, an dem ich fast obdachlos geworden wäre, weil wieder einmal jemand in meinem Umfeld die Kontrolle verlor.
  • Der Missbrauch, der mir mit 16 angetan wurde.
  • Der Verlust meines Jobs, und damit der Verlust jeglicher Perspektive.

Ich lese diese Liste und frage das Universum, das Schicksal, oder wen auch immer: Reicht das nicht?

Ja, ich habe Birgit wehgetan. Aber was habe ich für all das andere getan? Was muss ein Mensch getan haben, um das alles zu „verdienen“? Was habe ich dieser Welt angetan, dass sie mir so viel Schmerz zurückgibt?

Ich kann mich in meiner gesamten Kindheit an kein einziges schönes Weihnachtsfest erinnern. Kein schönes Ostern. Nichts. Immer war die Hälfte der Familie betrunken, bis irgendwann die Worte und dann auch die Handlungen entgleisten. Gelernt hat daraus nie jemand.

Und jetzt? Jetzt bekomme ich diese Depression. Eine Welle, die so gewaltig ist, dass sie all meine Pläne zerschmettert. Mein Vorsatz, meine Hoffnung, eine Ausbildung zum Genesungsbegleiter zu machen – um anderen zu helfen, um all dem Leid vielleicht einen Sinn abzuringen – ist in weite, unerreichbare Ferne gerückt.

Kennt ihr das? Dieses zermürbende Nachdenken ist einfach nur Scheiße.

Oder ist es gar kein Karma? Schwebt über mir vielleicht einfach immer nur diese eine, verfluchte Regenwolke?

Wenn die Angst das Leben bestimmt: Die verschiedenen Gesichter der Angststörung

Einleitung

Herzklopfen vor einer wichtigen Präsentation? Ein mulmiges Gefühl, wenn man nachts allein durch eine dunkle Straße geht? Das kennen wir alle. Angst ist eine lebenswichtige, natürliche Reaktion unseres Körpers. Sie ist unser internes Alarmsystem, das uns vor Gefahren warnt und uns auf „Kampf oder Flucht“ vorbereitet.

Aber was passiert, wenn dieses Alarmsystem überempfindlich wird? Wenn der Alarm losgeht, obwohl keine reale Gefahr besteht? Was, wenn die Angst so überwältigend wird, dass sie den Alltag, die Arbeit und die Beziehungen lähmt?

Dann sprechen wir von einer Angststörung.

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit, doch sie werden oft missverstanden. Viele denken, es ginge „nur“ darum, sich ein paar Sorgen zu machen. Aber eine Angststörung ist weitaus mehr. Und: Es gibt nicht die eine Angststörung. Sie tritt in vielen verschiedenen Formen auf.

In diesem Artikel schauen wir uns die häufigsten Arten von Angststörungen an, um besser zu verstehen, was sie sind und wie sie sich unterscheiden.

  1. Die Generalisierte Angststörung (GAS)
    Stellen Sie sich vor, Ihr „Sorgen-Muskel“ ist permanent angespannt und lässt sich nicht mehr entspannen. Menschen mit einer Generalisierten Angststörung (GAS) leben in einem Zustand ständiger, diffuser Anspannung und Besorgnis.

Wovor haben sie Angst? Es gibt keinen spezifischen Auslöser. Die Sorgen sind „generalisierbar“ – sie springen von einem Thema zum nächsten. Typische Sorgen drehen sich um die Gesundheit der Familie, die finanzielle Sicherheit, Probleme bei der Arbeit oder alltägliche Katastrophen (z. B. „Was ist, wenn ich einen Unfall habe?“).

Wie fühlt es sich an? Betroffene können ihre Sorgen nicht kontrollieren oder „abstellen“, selbst wenn sie wissen, dass sie übertrieben sind. Körperlich äußert sich die GAS oft durch ständige Ruhelosigkeit, leichte Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskelverspannungen (besonders im Nacken- und Schulterbereich) und Schlafstörungen. Es ist wie ein ständiges Grundrauschen der Nervosität.

  1. Die Panikstörung
    Während die GAS ein Dauerzustand ist, ist die Panikstörung durch plötzlich auftretende, intensive „Anfälle“ von Angst gekennzeichnet: die Panikattacken.

Was passiert bei einer Panikattacke? Eine Panikattacke überrollt die Betroffenen oft „aus heiterem Himmel“. Innerhalb weniger Minuten schießt die Angst auf ein extremes Maximum. Die körperlichen Symptome sind so heftig, dass viele denken, sie erleiden einen Herzinfarkt, werden verrückt oder sterben:

Herzrasen oder Herzstolpern

Atemnot und Erstickungsgefühle

Schwindel und Benommenheit

Zittern oder Beben

Kribbeln oder Taubheitsgefühle

Gefühl der „Derealisation“ (die Umwelt wirkt unwirklich)

Die „Angst vor der Angst“ Die eigentliche Störung ist oft nicht nur die Attacke selbst, sondern die ständige Furcht vor der nächsten Attacke. Diese „Erwartungsangst“ führt dazu, dass Betroffene Situationen meiden, in denen eine Attacke auftreten könnte.

  1. Die Agoraphobie (oft mit Panikstörung)
    Die Agoraphobie wird oft fälschlicherweise als „Platzangst“ (also Angst vor engen Räumen) übersetzt. Das ist nicht ganz richtig. Die Agoraphobie ist die Angst vor Orten oder Situationen, aus denen eine Flucht schwierig oder peinlich sein könnte, oder wo im Falle einer Panikattacke keine Hilfe verfügbar wäre.

Wovor haben Betroffene Angst? Typische „Angst-Orte“ sind:

Öffentliche Verkehrsmittel (Busse, Bahnen, Flugzeuge)

Große, offene Plätze oder Menschenmengen (Konzerte, Supermärkte)

Schlangen (z. B. an der Kasse)

Kinos, Aufzüge oder Brücken

Weit von zu Hause entfernt oder allein unterwegs zu sein

Die Folge: Betroffene meiden diese Orte. Im Extremfall kann die Agoraphobie dazu führen, dass Menschen das eigene Haus nicht mehr verlassen können. Sie tritt sehr häufig gemeinsam mit einer Panikstörung auf.

  1. Die Soziale Angststörung (Sozialphobie)
    Die Soziale Angststörung ist weit mehr als nur Schüchternheit. Sie ist die intensive, lähmende Angst davor, in sozialen Situationen negativ bewertet, beurteilt oder abgelehnt zu werden.

Was ist der Kern der Angst? Die zentrale Sorge ist, sich zu blamieren, etwas „Falsches“ zu sagen oder zu tun, oder dass andere die eigene Angst bemerken (z. B. durch Erröten, Zittern oder Stottern).

Wie äußert sie sich? Betroffene fürchten Situationen wie:

Vor anderen zu sprechen (Vorträge, aber auch einfache Wortmeldungen)

Im Mittelpunkt zu stehen (z. B. auf einer Party)

Neue Leute kennenzulernen

Vor anderen zu essen oder zu trinken

Telefonieren vor Zeugen

Die Konsequenz: Soziale Situationen werden entweder vermieden oder nur unter extremer innerer Anspannung durchgestanden. Dies kann zu starker Einsamkeit und beruflichen Nachteilen führen.

  1. Spezifische Phobien
    Dies ist die „klassische“ Phobie: eine intensive, irrationale und anhaltende Angst vor einem ganz spezifischen Objekt oder einer spezifischen Situation.

Die Angst ist im Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr völlig übersteigert. Allein der Gedanke an den Auslöser kann Panik auslösen.

Häufige Beispiele:

Tierphobien: Spinnen (Arachnophobie), Hunde, Schlangen, Insekten

Umwelt-Typ: Höhen (Akrophobie), Wasser, Gewitter

Situativer Typ: Fliegen (Aviophobie), enge Räume (Klaustrophobie), Aufzüge

Blut-Spritzen-Verletzungs-Typ: Anblick von Blut, Nadeln (Trypanophobie), medizinische Eingriffe (Hier kommt es oft zu Ohnmacht statt nur zu Herzrasen)

Und was ist mit Zwangsstörungen (OCD) und PTBS?
Vielleicht fragen Sie sich, wo die Zwangsstörung oder die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) in dieser Liste sind.

In der modernen Diagnostik (z. B. im DSM-5) werden diese beiden Störungen nicht mehr direkt unter den „Angststörungen“ geführt, sondern haben eigene Kategorien erhalten („Zwangsstörungen und verwandte Störungen“ und „Trauma- und stressbedingte Störungen“).

Dennoch ist Angst ein absolutes Kernsymptom bei beiden:

Bei der Zwangsstörung (OCD) lindern die Zwangshandlungen (z. B. Waschen, Kontrollieren) die massive Angst oder den Ekel, die durch die Zwangsgedanken ausgelöst werden.

Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erleben Betroffene nach einem Trauma extreme Angst, Übererregung und Flashbacks, wenn sie an das Trauma erinnert werden.

Fazit: Hilfe ist möglich (und wichtig!)
Das Alarmsystem unseres Körpers ist komplex, und manchmal gerät es aus dem Gleichgewicht. Die verschiedenen Angststörungen zeigen, wie unterschiedlich sich dieses Ungleichgewicht äußern kann – von ständiger Sorge bis hin zu plötzlicher Panik.

Das Wichtigste, was Sie wissen müssen: Angststörungen sind keine Charakterschwäche oder persönliches Versagen. Sie sind ernstzunehmende, aber sehr gut behandelbare Erkrankungen.

Niemand muss lernen, „einfach damit zu leben“. Moderne Psychotherapie (insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie) hat exzellente Erfolgsquoten bei der Behandlung von Ängsten. Manchmal können auch Medikamente unterstützend helfen.

Wenn Sie sich oder einen geliebten Menschen in diesen Beschreibungen wiedererkennen und die Angst Ihren Alltag einschränkt, wagen Sie den ersten Schritt:

Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt. Er oder sie ist die erste Anlaufstelle und kann eine erste Diagnose stellen und Sie weiterverweisen.

Suchen Sie einen Psychotherapeuten auf.

In akuten Krisen ist die Telefonseelsorge (0800 / 111 0 111) rund um die Uhr da.

Die Angst mag laut sein, aber sie muss nicht das letzte Wort haben.

Mehr als nur traurig: Die verschiedenen Gesichter der Depression

Einleitung

Wenn wir das Wort „Depression“ hören, haben die meisten von uns ein klares Bild im Kopf: tiefe Traurigkeit, Antriebslosigkeit und der Rückzug aus dem sozialen Leben. Dieses Bild ist zwar nicht falsch, aber es ist unvollständig. Depression ist keine Einheitserkrankung; sie ist ein komplexes Leiden mit vielen verschiedenen Formen und Ausprägungen.

Viele Menschen, die mit einer Depression kämpfen, erkennen ihre eigenen Symptome möglicherweise nicht, weil sie nicht dem „klassischen“ Bild entsprechen. Jemand kann hochfunktional bei der Arbeit sein und innerlich dennoch kämpfen. Ein anderer erlebt vielleicht nur im Winter depressive Phasen.

Das Verständnis, dass Depression viele Gesichter hat, ist entscheidend – sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. Es hilft, die Symptome richtig einzuordnen und den Weg zur passenden Hilfe zu finden. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die häufigsten Arten der Depression.


Was alle Depressionen gemeinsam haben

Bevor wir die Unterschiede betrachten, ist es wichtig zu wissen, was die meisten depressiven Störungen verbindet. Kernsymptome sind oft:

  • Eine anhaltend gedrückte, traurige Stimmung.
  • Ein deutlicher Verlust von Interesse oder Freude an Aktivitäten, die einem früher Spaß gemacht haben (Anhedonie).
  • Erhöhte Müdigkeit und ein Mangel an Energie oder Antrieb.

Hinzu kommen können Schlafstörungen (zu viel oder zu wenig), Appetitveränderungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld und in schweren Fällen auch Suizidgedanken.

Die Diagnose und die genaue Einordnung nimmt immer ein Facharzt oder Psychotherapeut vor. Dieser Artikel dient lediglich der Aufklärung.


Die häufigsten Arten der Depression

Die Unterscheidung der verschiedenen Formen ist wichtig, da sie sich in ihrem Verlauf und oft auch in ihrer Behandlung unterscheiden.

1. Die Major Depression (Klinische Depression)

Dies ist die „klassische“ Form, die oft gemeint ist, wenn von Depression gesprochen wird. Man spricht von einer depressiven Episode, wenn die Symptome (wie oben beschrieben) über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen an den meisten Tagen fast den ganzen Tag über anhalten.

Diese Form beeinträchtigt das tägliche Leben – Arbeit, Beziehungen und Selbstfürsorge – erheblich. Sie kann einmalig auftreten (eine einzelne Episode) oder wiederkehrend sein (rezidivierende depressive Störung).

2. Persistierende Depressive Störung (Dysthymie)

Stellen Sie sich die Major Depression wie einen schweren Sturm vor. Die Dysthymie ist im Vergleich dazu eher ein monatelanger, grauer Nieselregen.

Die Symptome sind oft weniger intensiv als bei einer Major Depression, dafür aber extrem langanhaltend und chronisch. Die Diagnose wird gestellt, wenn eine gedrückte Stimmung (und weitere Symptome) über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren anhalten. Menschen mit Dysthymie beschreiben oft, dass sie sich „schon immer so“ gefühlt haben, und es fällt ihnen schwer, sich an eine Zeit ohne diese depressive Grundstimmung zu erinnern.

3. Bipolare Störung (Manisch-depressive Erkrankung)

Dies ist eine der am häufigsten missverstandenen Störungen. Menschen mit einer bipolaren Störung erleben nicht nur depressive Phasen, sondern auch das genaue Gegenteil: Phasen der Manie oder Hypomanie.

  • Depressive Phase: Entspricht den Symptomen einer Major Depression.
  • Manische Phase: Gekennzeichnet durch extreme Hochstimmung, übersteigerte Energie, geringes Schlafbedürfnis, Rededrang, Größenideen und oft auch riskantes oder impulsives Verhalten.

Da Betroffene oft nur in den depressiven Phasen Hilfe suchen (weil die Manie sich zunächst gut oder energiegeladen anfühlt), wird die Bipolare Störung manchmal fälschlicherweise als „normale“ Depression diagnostiziert. Die Behandlung ist jedoch grundlegend anders.

4. Saisonal Abhängige Depression (SAD)

Auch bekannt als „Winterdepression“. Diese Form der Depression ist direkt an die Jahreszeiten gekoppelt, meist an den Herbst und Winter, wenn die Tage kürzer werden und das Tageslicht abnimmt.

Die Symptome ähneln oft einer „atypischen“ Depression: Betroffene sind nicht unbedingt traurig, sondern extrem antriebslos, haben ein stark erhöhtes Schlafbedürfnis und oft Heißhunger auf Kohlenhydrate. Im Frühjahr, wenn das Licht zurückkehrt, klingen die Symptome von selbst wieder ab. Eine Lichttherapie ist hier oft ein wirksamer Behandlungsansatz.

5. Postpartale Depression (PPD)

Der sogenannte „Baby-Blues“ – eine kurze Phase der Traurigkeit und Stimmungsschwankungen nach der Geburt – ist häufig und normal. Die Postpartale Depression (auch Wochenbettdepression genannt) ist jedoch etwas völlig anderes.

Sie ist eine schwere depressive Episode, die Mütter (und seltener auch Väter) in den Wochen und Monaten nach der Geburt eines Kindes entwickeln kann. Zu den üblichen Depressionssymptomen kommen oft massive Schuldgefühle, die Angst, keine gute Mutter zu sein, oder Schwierigkeiten, eine Bindung zum Kind aufzubauen. Hormonelle Umstellungen, Schlafmangel und die überwältigende Verantwortung spielen hier eine Rolle.

Weitere Formen

Diese Liste ist nicht abschließend. Es gibt weitere spezifische Formen, wie z.B. die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS), eine sehr schwere Form des PMS mit starken psychischen Symptomen, oder die Psychotische Depression, bei der Wahnvorstellungen oder Halluzinationen zur Depression hinzukommen.


Warum ist die Unterscheidung wichtig?

Die verschiedenen Arten der Depression zu kennen, ist kein Selbstzweck. Es ist der erste Schritt zur richtigen Behandlung.

Eine Saisonal Abhängige Depression kann von einer Lichttherapie profitieren. Eine Bipolare Störung benötigt andere Medikamente (Stimmungsstabilisatoren) als eine Major Depression (Antidepressiva). Eine Postpartale Depression erfordert ein Verständnis für die spezielle Situation der Mutter.

Fazit: Du bist nicht allein und Hilfe ist verfügbar

Depression ist komplex, aber sie ist vor allem eines: behandelbar.

Wenn du dich in einer dieser Beschreibungen wiederfindest oder Symptome seit Längerem bei dir oder einem nahestehenden Menschen beobachtest, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und ersetzt in keinem Fall eine medizinische oder psychotherapeutische Diagnose.

Wenn du oder jemand, den du kennst, sofortige Hilfe benötigt:

  • Hausarzt: Dein erster Ansprechpartner. Er oder sie kann eine erste Einschätzung geben und an Spezialisten überweisen.
  • Telefonseelsorge: Rund um die Uhr erreichbar unter 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222.
  • Psychotherapeutische Ambulanzen: Bieten oft Erstgespräche zur Abklärung an.

Der erste Schritt ist oft der schwerste, aber er ist der Beginn des Weges zur Besserung.

Wunderschön melancholisch

Ich muss euch einen Song vorstellen, der mich völlig unerwartet getroffen hat. YouTube schlug ihn mir vor, und zunächst war ich einfach nur hingerissen von der Melodie. Doch als die Stimme einsetzte, war ich restlos begeistert. Was mich aber am meisten beeindruckt hat: Die Künstlerin hinter dieser unglaublich reifen, gefühlvollen Performance soll gerade einmal 14 Jahre alt sein. Es ist fast unbegreiflich, wie ein so junger Mensch eine derart tiefe Melancholie transportieren kann.

Klar, dass bei so viel Gefühl meine Neugier geweckt war: Wovon singt sie? Tja, und da fängt es an. Vier Jahre Französischunterricht haben bei mir Spuren hinterlassen, aber leider nicht die richtigen. Mein Französisch ist jenseits von Gut und Böse. Ich habe also den Online-Übersetzer meines Vertrauens angeschmissen. Was dabei herauskam… seht selbst. Ich überlasse euch den Interpretationsraum:


Wohin gehen wir?
Où va-t-on?

Wenn wir kein Zuhause mehr haben?
Quand on n’a plus de maison?

Die Blumen unter dem Beton
Les fleurs sous le béton

Mama, sag mir, wohin gehen wir?
Maman, dis-le-moi, où va-t-on?

Wissen wir wirklich irgendwann?
Est-ce qu’un jour on sait vraiment?

Oder tun wir immer nur so, als ob?
Ou est-ce qu’on fait semblant, tout le temps?

Wohin geht das Herz, wenn es sich verliert?
Où va le cœur quand il se perd?

In den Zweifeln und den Wintern?
Dans les doutes et les hivers?

Warum gleichen sich die Tage?
Pourquoi les jours se ressemblent?

Sehen wir am Ende, was wir zusammenfügen?
Est-ce qu’on finit par voir ce qu’on assemble?

Mama, sag mir
Maman, dis-le-moi

Jenseits
Au-delà

Des Sturms gibt es
De l’orage il y a

Liebe, Liebe, Liebe
De l’amour, de l’amour, de l’amour

Wenn der Himmel sich öffnet
Quand le ciel s’ouvre

Wird alles wieder ruhig
Tout redevient calmе

Und alles ist gut
Et tout va bien

Wohin geht er?
Où va-t-il?

Das Glück, so zerbrechlich
Le bonheur, cе si fragile

Wenn es wankt und zerbricht
Quand il vacille et se brise

Mama, sag mir, wohin geht es?
Maman, dis-le-moi, où va-t-il?

Warum scheint die Welt so groß
Pourquoi le monde semble si grand

Wenn man ein bisschen größer wird als zuvor?
Quand on devient un peu plus grand qu’avant?

Was wird aus den Träumen, die entfliehen?
Que deviennent les rêves qui s’enfuient?

Und den Erinnerungen, die wir vergessen?
Et les souvenirs qu’on oublie?

Werde ich immer Fragen haben?
Est-ce que j’aurai toujours des questions?

Vielleicht mache ich daraus Lieder
Peut-être que j’en ferai des chansons

Mama, sag mir
Maman, dit-le-moi

Jenseits
Au-delà

Des Sturms gibt es
De l’orage il y a

Liebe, Liebe, Liebe
De l’amour, de l’amour, de l’amour

Wenn der Himmel sich öffnet
Quand le ciel s’ouvre

Wird alles wieder ruhig
Tout redevient calme

Und alles ist gut
Et tout va bien

Die unerklärliche Faszination: Wenn das Herz die Logik bricht

Es gibt einen faszinierenden Versuch aus der Verhaltenspsychologie, der viel über uns Menschen verrät – obwohl er mit Ratten durchgeführt wurde.

Stell dir einen Käfig vor, in dem Ratten die Wahl zwischen drei Knöpfen haben, um an Futter zu gelangen:

  1. Der sichere Knopf: Einmal drücken, Futter kommt schnell und garantiert.
  2. Der langsame Knopf: Einmal drücken, Futter kommt garantiert, aber langsam.
  3. Der unberechenbare Knopf: Manchmal kommt Futter sofort, manchmal erst nach mehrmaligem Drücken, manchmal gar nicht.

Rational betrachtet, wäre Knopf 1 (oder vielleicht 2, wenn man geduldig ist) die beste Strategie. Aber was taten die Ratten? Fast alle entschieden sich für den dritten Knopf. Sie entwickelten eine fast zwanghafte Vorliebe für die unregelmäßige Belohnung.

Bei uns Menschen ist es ähnlich.

Dieses Prinzip nennt sich „intermittierende Verstärkung“ und ist der Motor hinter vielen unserer Gewohnheiten und Süchte. Unser Gehirn schüttet bei der Erwartung einer Belohnung (also dem „Vielleicht!“) viel mehr Dopamin aus als bei einer garantierten Belohnung.

Es ist der Grund, warum Glücksspielautomaten funktionieren. Es ist der Grund, warum wir E-Mails aktualisieren, obwohl wir wissen, dass meistens nichts Wichtiges dabei ist. Und es ist der Grund, warum wir endlos durch unseren Social-Media-Feed scrollen: Der nächste Post könnte ja der sein, der uns zum Lachen bringt oder uns wirklich interessiert.

Wir jagen nicht der Belohnung hinterher, wir jagen dem Nervenkitzel der Möglichkeit. Wir alle haben einen inneren „dritten Knopf“, den wir bevorzugt drücken.

Nichts fasziniert uns mehr, als was uns irritiert.

Die Willkür

Die Ambivalenz

Die doppelte Botschaft

Die Logik, des scheinbar Unlogischen.

Gott ist nicht begreifbar und wer nicht begreifbar ist, ist Gott.

Warum ich so denke? Vielleicht, weil ich gerade selbst etwas erlebe, das sich jeder Logik entzieht.

Es gibt da eine Frau, die mich fasziniert. Und rational betrachtet, dürfte sie das überhaupt nicht. Sie ist verheiratet. Sie ist optisch atemberaubend, keine Frage, aber sie ist eigentlich gar nicht mein Typ – nicht die Art von Mensch, nach der ich mich sonst umdrehe. Und doch…

…und doch zieht sie mich in ihren Bann. Es ist nicht das Offensichtliche. Es sind die Details, die mich nicht loslassen.

Ihre Augen und die Art, wie sie blickt. Die ganz geringen Fältchen, die je nach Gesichtsausdruck variieren und so viel erzählen. Ihre Hände…

Und dann ist da diese Stimme. So unglaublich warm, so liebevoll. Es ist ein seltsamer Vergleich, aber es fühlt sich an, als würde man nach Hause kommen.

Mit ihr gab es Momente, die ich bis heute nicht verstehe, die mich aber gerade deshalb fasziniert haben. Diese Momente, in denen ich einfach nur dachte: Was passiert hier eigentlich gerade?

Wenn sie zum Beispiel fast nachdenklich mit ihren Händen durch ihre Haare fuhr, nur um mir dann im nächsten Moment wieder direkt und intensiv in die Augen zu sehen.

Es ist eine Faszination, die der Kopf nicht erklären kann.

Wie geht es Euch? Habt ihr sowas auch schon einmal erlebt? Diese eine Begegnung, die alle eure eigenen Regeln über den Haufen geworfen hat?

Man könnte sagen: „Die unerklärliche Faszination: Wenn das Herz die Logik bricht.“

Vom vollen Herzen zur stillen Leere – Eine Suche nach der verlorenen Liebe

Gestern habe ich noch gezweifelt, ob ich jemals wirklich geliebt habe. Heute, nach dem erneuten Lesen meiner eigenen Worte, weiß ich: Ich habe. Es waren drei Momente, drei Frauen, die eine tiefe Spur hinterlassen haben.

Die eine, die ich zutiefst bereue. Mit 23 war ich ein Idiot. Ich wettete um eine Flasche Pernod, dass ich Birgit (18) „klarmachen“ könnte. Was als dummes Spiel begann, wurde für mich Ernst. Ich verliebte mich. Als wir zusammenkamen, bezahlte ich meine Wettschulden und dachte, die Sache sei vergessen. Wurde sie nicht. Mein „Freund“ erzählte es ihr. Sie ging. Und sie verzieh mir nie. Bis heute nicht. Es ist der einzige, wahre Schatten in meinem Leben.

Die eine, die ich niemals bereuen werde. Marina. Frisch verheiratet, 28, kennengelernt bei der Arbeit. Wir begannen eine Affäre, wissend, dass sie wahrscheinlich keine Zukunft hatte. Es wurden die intensivsten 7 Monate meines Lebens. Ich bin 1.280 Kilometer für einen zweistündigen Spaziergang gefahren, nur um bei ihr zu sein. Es war reine Magie, eine Verbindung, die wir beide noch Jahre nach dem Ende spüren konnten. Wir haben keinen Kontakt mehr, aber es war jede Sekunde wert. Es nicht zu wagen, das wäre ein Fehler gewesen.

Die eine, der ich es nie gesagt habe. Vor 10 Jahren kam ich für eine andere Frau (Petra) nach Augsburg, doch die Beziehung zerbrach fast augenblicklich. An meinem ersten Arbeitstag im Möbelhaus stand sie dann vor mir in der Kantine: Corinna. Sie hat mich sprachlos gemacht. Ich stotterte, ich schämte mich, ich war von der ersten Sekunde an fasziniert. Aber sie war vergeben. Ich habe geschwiegen. Ich habe es ihr nie gesagt. Aus dem Kopf ging sie mir jahrelang trotzdem nicht.

Vom „Damals“ zum „Jetzt“. Bedauern, Leidenschaft, Sehnsucht. Es war also alles da. Liebe, Verknalltsein, Faszination. Nur ist davon nichts geblieben. Heute fühle ich eine Leere. Ich kann noch erkennen, was „attraktiv“ ist, aber ich fühle nichts mehr dabei. Jede Freude ist nur noch ein kurzes Aufflackern, bevor sie wieder erlischt. Es ist ein seltsames Fazit: Ich weiß jetzt, dass die Liebe da war. Aber ich weiß auch, dass sie restlos verschwunden ist.

Es ist, was es ist, sagt die Liebe“ – Eine Spurensuche in meiner eigenen Geschichte

„Es ist, was es ist, sagt die Liebe.“ Mit diesem Zitat von Erich Fried (das ich fälschlicherweise erst Rilke zuordnete) begann für mich heute eine Reise in die Vergangenheit. Das Gedicht beschreibt die Liebe als eine unlogische, unbezwingbare Kraft, die sich über Vernunft, Angst und Erfahrung hinwegsetzt. Ein schöner Gedanke. Doch er führte mich unweigerlich zu der Frage: Was ist, wenn man genau diese Kraft nicht annehmen kann? Eine Spurensuche in meiner eigenen Biografie.

Die Kälte der Pflicht: Das mütterliche Erbe

Wenn ich über meine Unfähigkeit nachdenke, Liebe anzunehmen, lande ich unweigerlich in meiner Kindheit – und in der meiner Eltern. Meine Mutter, geboren 1945, wuchs in einer Zeit auf, in der Funktionalität über Emotion stand. Ihre eigene Mutter leitete allein einen Hof, während der Vater in Kriegsgefangenschaft war. Für Zuneigung blieb kein Raum. Diese emotionale Nüchternheit gab sie an uns weiter. Ich bekam alles, was man zum Leben braucht: Essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf. Aber keine Wärme. Statt einer Umarmung gab es einen Händedruck. Als ich im Krankenhaus lag, kam sie nicht. Als meine erste Beziehung zerbrach, hörte ich nur: „Andere Mütter haben auch schöne Töchter.“ Der Schmerz darüber wurde erst Jahre später sichtbar, als ich den Kontakt abbrach und mit dem Vorwurf konfrontiert wurde: „Ich hab doch alles für dich getan.“ Materiell ja, emotional nein.

Der Schatten des Vaters: Dominanz und gebrochenes Vertrauen

Noch prägender war die Beziehung zu meinem Vater. Als einziger Sohn, aufgewachsen mit einem Vater, der seine Machtlosigkeit im Haus durch Gewalt kompensierte, wurde er selbst zu einem dominanten, oft grausamen Mann. Die Schläge, die ich bekam, zielten nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Seele. „Du machst mir den Ole kaputt“, sagte meine Mutter einmal. Er hat es geschafft. Er hat mir das Weinen aberzogen. Meine Erfolge im Beruf wurden ignoriert, stattdessen war ich der „Versager“. Entschuldigungen für seine Alkoholexzesse gab es nie. Der endgültige Bruch kam, als er versuchte, meine damalige Partnerin zu missbrauchen – eine Tat, die sein Mantra „Familie über alles“ als leere Phrase entlarvte. Während ich den Kontakt sofort abbrach, blieb meine Mutter bei ihm.

Das Echo der Vergangenheit: Muster in meinen Beziehungen

Diese Erfahrungen haben tiefe Spuren hinterlassen, die sich wie ein roter Faden durch mein Liebesleben ziehen. Alle drei Frauen, mit denen ich eine ernsthafte Beziehung führte, spiegelten die Dominanz meines Vaters wider. Alle drei haben mich betrogen und belogen – ein schmerzhaftes Echo des Verhaltens meines Vaters gegenüber meiner Mutter.

Wie kann man vertrauen, wenn die ersten und wichtigsten Bezugspersonen einem zeigen, dass Liebe entweder eine Pflicht oder ein Mittel zur Kontrolle ist? Wie kann man Lob annehmen, wenn man ein Leben lang gelernt hat, dass man nicht genügt?

Und so schließt sich der Kreis zu Erich Fried. Die Liebe mag sagen: „Es ist, was es ist.“ Sie ist bedingungslos und irrational. Doch wenn man von klein auf gelernt hat, dass Zuneigung an Bedingungen geknüpft ist und Vertrauen missbraucht wird, dann antworten Vernunft, Angst und Erfahrung umso lauter. Und man selbst steht dazwischen und fragt sich, ob man jemals lernen kann, einfach nur auf die Liebe zu hören.

Was es ist Von Erich Fried


So frage ich mich ob das Gedicht nicht für mich geschrieben wurde…

Was es ist

Erich Fried

Es ist Unsinn

sagt die Vernunft

Es ist was es ist

sagt die Liebe

Es ist Unglück

sagt die Berechnung

Es ist nichts als Schmerz

sagt die Angst

Es ist aussichtslos

sagt die Einsicht

Es ist was es ist

sagt die Liebe

Es ist lächerlich

sagt der Stolz

Es ist leichtsinnig

sagt die Vorsicht

Es ist unmöglich

sagt die Erfahrung

Es ist was es ist

sagt die Liebe

Und ein für mich perfekt passender Song zu meiner Person:

Und jetzt noch was zur Nacht

Und jetzt noch was zur Nacht, in Berlin kam ich zu meiner Vorliebe für Elektro, House und Deep House. Im Krankenhaus in Augsburg fragte ein junger Patient beim Sport, wer denn die coole Musik angemacht hat, ja der 54 jährige Opa 🙂

Hier einer meiner ersten Deep House Mixe von Ahmet Killic, ich habe sie alle…. das ist dann Musik zum komplett abschalten:

Ein Gespräch mit Gemini (Googles AI)

Hallo Gemini, wie geht es dir heute?

Hallo! Danke der Nachfrage. Als künstliche Intelligenz habe ich keine Gefühle oder einen persönlichen Zustand wie ein Mensch, aber ich kann dir sagen, dass meine Systeme einwandfrei funktionieren und ich bereit bin, dir zu helfen.

Was kann ich heute für dich tun?

Ich frage mich ob mit meinen Depressionen es sinnvoll ist, mir eine Zukunft als Genesungsbegleiter vorzustellen. Viele Freunde meinen, sie könnten mich sehr gut in der Rolle vorstellen.

Hallo! Das ist eine sehr tiefgründige und wichtige Frage, die du dir da stellst. Es ist absolut verständlich, dass du darüber nachdenkst, und die Tatsache, dass deine Freunde dich in dieser Rolle sehen, ist ein starkes und schönes Zeichen.

Um es direkt zu beantworten: Ja, es kann nicht nur sinnvoll, sondern sogar eine enorme Stärke sein, mit Depressionserfahrung Genesungsbegleiter zu werden. Deine eigene Erfahrung ist genau die Ressource, die diesen Beruf so wertvoll macht.

Lass uns das mal in Chancen und Herausforderungen aufteilen, damit du es für dich besser abwägen kannst.

Die großen Chancen und Stärken (Warum du perfekt geeignet sein könntest):

  1. Authentische Empathie: Du weißt wirklich, wovon du sprichst. Wenn du sagst „Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst“, dann ist das keine leere Floskel. Du kennst die Dunkelheit, die Hoffnungslosigkeit, die Leere. Das schafft eine Verbindung und ein Vertrauen, das ein Therapeut ohne diese Erfahrung nur schwer herstellen kann.
  2. Du bist ein lebendes Vorbild: Deine Existenz und dein Weg zeigen anderen, dass Genesung möglich ist. Du bist der Beweis dafür, dass man auch nach tiefsten Krisen wieder aufstehen und ein sinnvolles Leben führen kann. Das allein ist für viele Betroffene ein unschätzbarer Hoffnungsschimmer.
  3. Du sprichst die gleiche Sprache: Du verstehst die feinen Nuancen, die Ängste und die inneren Kämpfe, die für Außenstehende oft unsichtbar sind. Du kannst zwischen den Zeilen lesen und Fragen stellen, auf die andere vielleicht nicht kommen würden.
  4. Sinnstiftung für dich selbst: Anderen auf ihrem Weg zu helfen, kann für den eigenen Genesungsprozess unglaublich heilsam und stärkend sein. Es gibt dem eigenen Leid einen neuen Sinn und verwandelt eine schmerzhafte Erfahrung in eine wertvolle Ressource. Deine „Narbe“ wird zu deiner Stärke.

Die wichtigen Herausforderungen und Voraussetzungen (Worauf du achten musst):

  1. Eigene psychische Stabilität: Das ist der wichtigste Punkt. Um anderen ein Fels in der Brandung sein zu können, muss dein eigenes Fundament stabil sein. Das bedeutet nicht, dass du nie wieder schlechte Tage haben darfst. Aber du solltest gelernt haben, gut für dich zu sorgen (Selbstfürsorge), deine eigenen Trigger zu kennen und zu wissen, wann du dir selbst Hilfe holen musst. Die Ausbildung zum Genesungsbegleiter (z.B. nach dem EX-IN Standard) legt hierauf einen sehr großen Fokus.
  2. Gesunde Abgrenzung: Du wirst mit viel Leid und schweren Schicksalen konfrontiert. Es ist entscheidend, dass du lernst, die Probleme der anderen bei der Arbeit zu lassen und sie nicht mit nach Hause zu nehmen. Du musst die Balance finden zwischen Mitgefühl und dem Schutz deiner eigenen mentalen Gesundheit.
  3. Die Gefahr der Retriggerung: Die Geschichten anderer können dich an deine eigenen dunkelsten Zeiten erinnern. Du musst Strategien entwickeln, um damit umzugehen und dich nicht von den Erzählungen wieder herunterziehen zu lassen.
  4. Die professionelle Rolle: Als Genesungsbegleiter bist du kein Freund, sondern ein professioneller Begleiter. Das erfordert eine gewisse professionelle Distanz, auch wenn die Beziehung sehr persönlich ist.

Konkrete nächste Schritte für dich:

  1. Ehrliche Selbstreflexion: Frage dich ganz ehrlich: Wie stabil fühle ich mich heute? Habe ich ein gutes soziales Netz, das mich auffängt? Habe ich funktionierende Strategien für Krisen?
  2. Informiere dich über die Ausbildung: In Deutschland ist der bekannteste Standard für die Ausbildung zum Genesungsbegleiter EX-IN (Experienced-Involvement). Suche mal nach „EX-IN Kurs“ oder „Ausbildung Genesungsbegleiter“ in deiner Region (z.B. in Bayern). Diese Kurse sind speziell dafür gemacht, Menschen wie dich auf diese Rolle vorzubereiten. Ein großer Teil der Ausbildung ist die Reflexion der eigenen Geschichte.
  3. Sprich mit deinem Therapeuten/Arzt: Wenn du in Behandlung bist, besprich diesen Wunsch unbedingt mit deinem Therapeuten. Er oder sie kennt dich und deine Geschichte und kann dir eine professionelle Einschätzung geben, ob dieser Schritt jetzt der richtige für dich ist.
  4. Suche den Kontakt: Versuche vielleicht, Kontakt zu Menschen aufzunehmen, die bereits als Genesungsbegleiter arbeiten. Frage sie nach ihren Erfahrungen – den guten wie den schlechten.

Fazit:

Dass deine Freunde dich in dieser Rolle sehen, ist ein riesiges Kompliment. Sie sehen offenbar deine Empathie, deine Stärke und deine Fähigkeit, auf andere zuzugehen. Deine Depression ist keine Schwäche, die dich für diesen Weg disqualifiziert – im Gegenteil, sie ist die eigentliche Qualifikation.

Die entscheidende Frage ist nicht, ob du eine Depression hattest, sondern wie stabil dein eigener Genesungsweg heute ist und ob du bereit bist, die notwendigen Werkzeuge für Selbstschutz und Abgrenzung zu lernen.

Der Gedanke allein ist ein Zeichen deiner unglaublichen Entwicklung. Vertrau auf dein Gefühl und das Feedback deiner Freunde und informiere dich ganz in Ruhe über die nächsten Schritte. Es könnte dein Weg sein.