Gestern: 18 Stunden Schlaf. Heute: 10. Und trotzdem fühl ich mich, als hätte ich die Nacht durchgetanzt – nur ohne das Vergnügen. Zu müde für alles, was eigentlich leicht wäre. Pappe wegbringen, bisschen aufräumen, existieren.
Selbst der Kaffee Marke „Herztod“ zeigt heute keine Wirkung. Puls und Blutdruck sind brav im Normalbereich – nur der Rest von mir weigert sich standhaft, hochzufahren.
Aber immerhin: Das Grübeln ist heute mal auf Urlaub. Vielleicht am Strand, vielleicht irgendwo ohne WLAN. Ich gönn’s ihm.
Wie läuft’s bei euch so – wach, müde oder irgendwo dazwischen?
So leid es mir tut, ihr müsst Euch für Kommentare anmelden und ein Konto erstellen. Grund dafür: Bots spammen mir sonst den Kommentarbereich voll und wer will das denn? Ihr nicht und ich nicht.
Daher anmelden, ich weiß nervt, aber es geht leider nicht anders. Einen schönen Tag Euch.
Heute möchte ich eine sehr interessante Achtsamkeitsübung mit euch teilen, die wir gemacht haben. Sie war simpel, aber unglaublich tiefgründig.
Die Aufgabe war: Stell dir vor, du triffst dein zukünftiges Ich.
Wir sollten uns dieses Treffen lebhaft ausmalen. Was sagt dieses weisere, ältere Ich zu uns? Und was möchten wir ihm vielleicht sagen oder fragen?
Meine Botschaft aus der Zukunft
Ich ließ mich auf die Übung ein und erahnte ziemlich schnell, was mein zukünftiges Ich mir wohl sagen würde. Es wäre wahrscheinlich eine Mischung aus Trost und einer klaren Erinnerung:
„Schau Dir an, was Du alles schon erlebt und bewältigt hast. Wie oft dachtest Du, jetzt sei es vorbei, Du würdest nicht mehr können?“
Dieser Gedanke traf mich. Denn es ist wahr.
Mir kam sofort eine der dunkelsten Zeiten in meinem Leben in den Sinn. Ja klar, ich war fast mal wohnungslos. Allein dieser Gedanke ist schon super übel. Ich erinnere mich an diese eine Nacht im Hotel, ohne die geringste Ahnung, wie es am nächsten Tag weitergehen sollte.
In diesem Moment der absoluten Hoffnungslosigkeit griff damals mein Freund ein und beorderte mich zu sich. Er war mein Anker. Und so habe ich – mit seiner Hilfe – auch diese Situation gemeistert.
Von alten Krisen und neuen Ängsten
Heute sind die Ängste anders. Sie fühlen sich vielleicht neu an, aber der Kern – dieses Gefühl, in einem tiefen Loch zu stecken – ist derselbe.
Diese Übung war eine wichtige Erinnerung. Eine Erinnerung daran, dass ich schon einmal dachte, es gäbe keinen Ausweg, und ich habe ihn doch gefunden. Ich hoffe natürlich, dass ich auch aus diesem tiefen Loch wieder herauskomme. Die Begegnung mit meinem zukünftigen Ich gibt mir das leise Vertrauen, dass es so sein wird. Es hat mir gezeigt: Du hast es schon einmal geschafft.
Was ist mit euch?
Das bringt mich zu meiner Frage an euch: Wie seht ihr das?
Wenn ihr die Möglichkeit hättet, eurem zukünftigen Ich oder eurem vergangenen Ich zu begegnen – was würdet ihr einander sagen? Was wäre die wichtigste Botschaft?
Ich freue mich auf eure Gedanken in den Kommentaren.
Jedes Jahr dasselbe Spiel: Die Lichter gehen an, „Last Christmas“ läuft im Radio und alle verfallen in eine Art kollektiven Vorfreude-Rausch. Alle, außer mir. Wenn Leute mich fragen: „Und, freust du dich schon auf Weihnachten?“, antworte ich meistens mit einem Achselzucken.
Die Wahrheit ist: Weihnachten ist mir egal. Das mag für viele hart klingen, aber meine Geschichte mit diesem Fest ist keine gute.
Der morgendliche Baum-Terror
Seit ich denken kann, war Weihnachten bei uns zu Hause vor allem eines: stressig. Ich kenne kein „schönes“ Weihnachten aus meiner Kindheit. Die wirklich angenehmen Feiertage erlebte ich, wenn überhaupt, Jahre später mal durch Ex-Partnerinnen.
Bei uns fing der Heiligabend schon morgens mit schlechter Stimmung an. Meine Mutter fand immer etwas, das nicht passte. Ich wachte auf und hörte sie schimpfen: Der Weihnachtsbaum stand angeblich schräg. Oder es waren zu viele Kugeln dran. Oder zu wenige. Oder sie hingen unregelmäßig.
Diese miese Laune, die sich von früh an aufbaute, hielt natürlich den ganzen Tag an. Es war egal, ob wir den Heiligabend in Hamburg verbrachten oder, wie jedes zweite Jahr, bei den Großeltern in Sterley. Die „besinnliche“ Stimmung war von vornherein ruiniert.
Flucht in den Alkohol und die Disco
Etwas änderte sich, als ich in der Ausbildung war. Mein Chef war das ganze Jahr über ein unglaublich geiziger Mensch, aber an Heiligabend gab es eine Ausnahme: Moet Chandon. Und das in unbegrenzten Mengen. Sobald um 13 Uhr die Ladentür schloss, ging die Party im Geschäft los.
Meistens kam ich gegen 16 Uhr ziemlich betrunken nach Hause. Das ist nichts, worauf ich stolz bin, aber so ließ sich der Rest des Tages irgendwie ertragen.
Eine wirkliche Besserung trat ein, als ich 18 wurde. Dann war der Ablauf klar: Familienpflicht bis 22 Uhr, und danach Flucht ins „Viva Wentorf“, eine Diskothek in der Nähe. So wurde der Heiligabend dann doch noch erträglich. Es ging nie ums Feiern, es ging ums Überstehen.
Das Horror-Weihnachten, das alles beendete
Der absolute Tiefpunkt, das eine Weihnachten, das alles besiegelte, kam einige Jahre später. Mein Vater kam einen Tag vor Heiligabend zu Besuch. An diesem Abend versuchte er, meine damalige Partnerin zu missbrauchen.
Ich habe ihn natürlich sofort rausgeworfen.
Kurz darauf kontrollierten wir draußen, ob er wirklich weg war. Und ja, er war mit dem Auto losgefahren. Obwohl er an diesem Abend alleine sicher zwei Liter Wein oder mehr getrunken hatte. Für ihn als Außendienstler, dessen gesamter Job am Führerschein hing, war das der absolute Wahnsinn.
Wir waren fassungslos und riefen die Polizei. Wir waren sogar noch so „korrekt“, ihn parallel anzurufen und zu warnen. Seine Reaktion am Telefon war blanker Hohn und Wut:
„Ihr zeigt Eure Familie an?“
An dieses Weihnachten will ich am liebsten gar nicht mehr denken. Es war auch das Letzte, das ich mit meiner Mutter erlebte. Sie hat sich nie von ihm getrennt – was für mich auch kein wirkliches Wunder war, aber die Konsequenz war klar.
Alleine feiern ist besser als falsche Harmonie
In den Jahren danach, ob in Berlin oder später in Augsburg, habe ich Weihnachten oft alleine verbracht. Und wisst ihr was? Das war vollkommen okay für mich. Es war still, es war friedlich, und es war ehrlich. Es war tausendmal besser als der erzwungene, verlogene Familienfrieden meiner Kindheit.
Das ist also der Grund, warum ich absolut gar keinen Bezug zu Weihnachten habe. Es sind keine schönen Erinnerungen da. Keine Wärme, keine Geborgenheit. Nur Stress, Streit und am Ende blanker Horror.
Wenn mich also Leute fragen, ob ich mich auf Weihnachten freue, wissen sie einfach nicht, was sie da ansprechen.
Und genau deshalb ist dies hier auch eines meiner absoluten Lieblingslieder zur Weihnachtszeit:
heute möchte ich einen dieser kleinen, perfekten TV-Momente mit euch teilen. Es ist ein Ausschnitt aus einer meiner absoluten Lieblingsserien: Criminal Minds.
Die Serie lebt natürlich von den spannenden Fällen, aber was ich fast noch mehr liebe, sind die Charaktere. Insbesondere dieser eine spezielle Kopf des Teams – ein Mensch, der so wunderbar rational und datenbasiert denkt, dass es eine wahre Freude ist.
Der Romantik-Killer-Moment
Ich habe einen Clip gefunden, der wie kein anderer zeigt, wie nüchterne, brillante Intelligenz jede Form von Romantik im Keim ersticken kann. Es ist einer dieser Momente, in denen man gleichzeitig den Kopf schütteln und lauthals loslachen muss. Diese Art von Charakter passt einfach perfekt in die Serie und ist der ultimative Kontrast zu den emotionalen Abgründen, mit denen das Team sonst zu tun hat.
Hier ist der Clip für euch:
Ein kleiner Haken (und mein persönlicher Bezug)
Der Ausschnitt ist leider nur auf Englisch verfügbar. Für mich ist das kein Problem, aber ich hoffe, ihr versteht den Witz dahinter trotzdem. Das Englisch ist sehr klar und deutlich gesprochen, und die Komik liegt oft schon in der trockenen Darbietung.
Warum ich über so etwas lachen kann? Vielleicht, weil ich es ein Stück weit nachfühle.
Ich war selbst sehr lange ein durch und durch romantischer Mensch. Das war ich, bis mein Herz vor einiger Zeit so dermaßen gebrochen wurde, dass von dieser schwärmerischen Ader nicht mehr viel übriggeblieben ist. Die „rosarote Brille“ ist seither definitiv kaputt.
Aber – und das ist das Schöne daran – ganz so trocken und rein logisch wie der Charakter im Clip bin ich dann zum Glück doch nicht geworden. Sonst könnte ich über diese Szene wahrscheinlich nicht mehr so herzlich lachen.
Es ist dieser Kontrast, der es so großartig macht: die unschuldige Romantik, die auf knallharte, emotionslose Fakten trifft.
Wie seht ihr das?
Kennt ihr die Szene? Oder habt ihr auch solche Momente, in denen euch die Logik einen romantischen Strich durch die Rechnung gemacht hat? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
Bitte lies nicht weiter, wenn du dich nicht stabil fühlst.
In diesem Beitrag geht es um explizite Schilderungen von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung. Diese Inhalte können belastend sein und retraumatisierend wirken.
Es gibt Themen, die einen nie wieder loslassen. Für mich ist dieses Thema der Missbrauch. Er ist ein ewiger, dunkler Begleiter in meinem Leben.
Dass ich mit 16 von einem Mann missbraucht worden bin, war der Anfang einer Kette von Horrorerlebnissen. Es war, als würde ich dieses Thema danach irgendwie anziehen. Und das, obwohl ich selbst erst mit Mitte 30 anfing, mit mehr Menschen über meine eigene Erfahrung zu sprechen.
Wenn das Unverständnis regiert
Die nächste direkte Bekanntschaft machte ich mit dem Thema, als ich damals Melanie kennenlernte. Sie war von ihrem Onkel über Jahre missbraucht worden. Ich habe sie dazu bewegt, ihn anzuzeigen.
Das Ergebnis dieses Schritts war ernüchternd: Er bedauerte sofort, suchte sich Hilfe und erhielt eine zweijährige Bewährungsstrafe. Was mich aber wirklich fassungslos machte und mir den Boden unter den Füßen wegzog, war, als ich sie irgendwann später in einem Porno sah. Da ist mir wirklich alles entglitten. Für mich bis heute unverständlich.
Ein paar Jahre später der nächste Fall: Ich lernte jemanden kennen, die mir das Gleiche von ihrem eigenen Vater erzählte.
Der absolute Horror in der eigenen Familie
Dann war zum Glück lange Zeit Ruhe.
Bis der absolute Horror in meiner eigenen Familie ausbrach. Ein Tag vor Weihnachten versuchte mein eigener Vater, meine damalige Freundin zu missbrauchen. Meine Mutter und ich konnten eingreifen und das Schlimmste verhindern.
Die Nachwirkungen waren verheerend. Meine Ex-Freundin zeigte ihn leider nicht an.
Und meine Mutter? Sie fand immer neue Ausreden, warum sie meinen Vater nicht verlassen hat. Es ging so weit, dass sie anfing anzuzweifeln, was sie selbst gesehen hatte. Diese Verdrängung, dieses Leugnen, führte dazu, dass ich den Kontakt zu beiden schließlich komplett eingestellt habe.
Was die Tragödie dieses Abends noch unbegreiflicher macht: Meine Mutter erzählte genau an diesem Abend, dass ihr eigener Vater sie einmal missbraucht hatte. Dass sie ihn, ihren Peiniger, trotzdem bis zu dessen Ende gepflegt hat, geht mir bis heute nicht in den Kopf.
Eine Wunde, die bleibt
Das Thema ließ mich nicht los. Während meines ersten Aufenthalts in der Berliner Klinik erfuhr ich es von einer Mitpatientin. Im BKH (Bezirkskrankenhaus) war es wieder eine Patientin, die ihre Geschichte teilte. Es ist überall.
Es ist für mich unfassbar. Jeder, der so etwas erlebt hat, ist fürs Leben gezeichnet. Ich sage es, wie es ist: Man ist im Arsch. Diese Gedanken, diese Bilder, sie kommen so oft wieder. Mit der Zeit werden sie seltener, ja, aber ich glaube, es gibt für jeden von uns diese Trigger-Momente.
Es ist etwas, das man nie wieder los wird.
Wie sagte Rose Kennedy mal so schön:
Es wurde gesagt, dass die Zeit alle Wunden heilt. Dem stimme ich nicht zu. Die Wunden bleiben. Mit der Zeit bedeckt der Verstand sie zum Schutz seiner geistigen Gesundheit mit Narbengewebe und der Schmerz lässt nach. Aber er ist nie ganz verschwunden.
Ich wünsche Euch allen von ganzem Herzen, dass Euch so etwas nie widerfahren ist.
Anmerkung für Leserinnen und Leser:
Wenn Du selbst von sexuellem Missbrauch betroffen bist oder mit jemandem sprechen möchtest, findest Du hier Hilfe. Du bist nicht allein.
Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530 (kostenfrei und anonym)
Es gibt diese Nächte. Gestern war wieder so eine. Es war 2 Uhr morgens, und ich habe die letzte Folge einer Serie durchgesuchtet, von der es – und das bricht mir ein wenig das Herz – wohl leider keine Fortsetzung geben wird. Der Name: „Big Dating“.
Es ist eine herrlich amüsante Serie über die Liebe zwischen unterschiedlichen Menschen und die Prämisse, dass dieser Unterschied vielleicht sogar das Beste an allem ist.
Wieder einmal absolut brillant: Hauptdarstellerin Olga von Luckwald. Sie ist gekonnt amüsant, crazy, und ich habe mich beim Schauen immer wieder gefragt, wie viel von dieser wunderbaren, verrückten Figur eigentlich in ihr selbst steckt. (Schaut man sich ihr Showreel an, könnte man meinen: eine ganze Menge.)
Ich mag das. Ich mag Menschen, die „anders“ sind. Die, die spontan, manchmal ein bisschen verrückt und vielleicht auch mal am Rande dessen sind, was man als „normal“ bezeichnet.
Die Matthiase meines Lebens
Das „Hmm“ aus der Überschrift kam, weil mich die Serie direkt an meine eigene Jugend in Hamburg erinnert hat. An Menschen wie meinen Kumpel Matthias.
Matthias war auch total crazy. Oft absolut unkompliziert, aber manchmal eben auch am Rande meines Verständnisses für „das macht man nicht“. Einer der unvergesslichsten Momente: Wir wollten mit der Bahn nach Hamburg reinfahren. Die Bahn war brechend voll, wir standen dicht gedrängt, und plötzlich ließ er einfach einen fahren.
Er tickte mir auf die Schulter und sagte – für alle hörbar – ganz laut:
„Ole, das muss Dir nicht peinlich sein, ist mir auch schon passiert.“
Ich wäre am liebsten im Boden versunken.
Oder der andere Matthias, den ich von der Höheren Handelsschule kannte. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen, und er sieht mich und ruft quer über den vollen Schulhof:
„Ey Ole, lange nicht gesehen, sitzt dein Alter immer noch im Knast?“
Mir war das damals super peinlich. (Spoiler: Mein Vater saß nicht im Knast). Aber schon ein Jahr später konnte ich selbst königlich darüber lachen.
Die richtige Genugtuung kam aber erst gut 20 Jahre später. Ich war mal wieder in Hamburg, auf dem Stadtfest in Bergedorf. Ich sehe ihn aus weiter Entfernung, nehme all meinen Mut zusammen und brülle zurück:
„Ey Matthias X., sitzt dein Alter immer noch im Knast?“
Dieses Mal war es ihm super peinlich. Und dann haben wir beide unglaublich darüber gelacht.
Warum wir solche Serien brauchen
Ich habe so viele lustige Erinnerungen an diese Zeit, aber es ist seltsam: Irgendwie werden die guten Momente oft massiv von den schlechten Erlebnissen überlagert, wenn man zurückdenkt. Das Negative bleibt leichter hängen.
Aber dann kommt eine Serie wie „Big Dating“ um die Ecke, mit einer Figur, die so herrlich unangepasst ist, und plötzlich sind sie wieder da – all die verrückten, lustigen und absolut menschlichen Geschichten. Und ich erinnere mich wirklich gern daran.
Danke dafür.
Meine Watchlist für mehr „herrlich verrückt“
Also, falls ihr jetzt auch Lust auf mehr davon habt, hier sind ein paar dringende Empfehlungen von mir:
Big Dating – Zurzeit in der ARD-Mediathek streambar (oder einfach mal Mediathekview nutzen, es lohnt sich!).
Start the f*ck up – Wieder mit Olga von Luckwald. Wieder einfach klasse.
Ein Freund von mir – Ein etwas älterer Film, aber mit Jürgen Vogel in einer absoluten Glanzrolle als der „verrückte“ Freund. Ein Muss.
Verdammt. Heute fiel es mir plötzlich auf: In etwas mehr als einem Monat werde ich 55. Und fast genauso lange, nämlich seit 10 Jahren, lebe ich jetzt in Bayern.
Diese Zahlen sind Meilensteine, und Meilensteine zwingen einen zur Bilanz. War die Entscheidung, hierherzukommen, die richtige?
Manchmal, ja, da wünsche ich mir Berlin zurück. Und manchmal auch Hamburg, die Stadt, in der ich groß geworden bin. Beides waren auf ihre Art wunderbare, prägende Erlebnisse.
Die Anker: Hamburg und Berlin
Hamburg. Für mich bleibt es die schönste Stadt der Welt. Modern, mondän, weltoffen. Ein Ort, der strahlt, aber auch seine tiefen Schatten hat – traurigerweise hält die Stadt den Rekord bei der Zahl der Obdachlosen.
Berlin. Das genaue Gegenteil. Laut, verrückt, dreckig. Aber Berlin ist auch der Ort der unbegrenzten Möglichkeiten, irgendetwas zu erleben. Es gibt Ecken dort, die ich nie vergessen werde, auch wenn ich viele davon erst nach meiner Trennung von „ToXic A“ kennengelernt habe. Eines ist sicher: Mehr als in Berlin habe ich noch nirgendwo erlebt.
Das Hier und Jetzt: Bayern
Und dann kam Bayern. Ein seltsamer Schritt. Meine Ex wollte ja immer hierher, am liebsten nach München oder Wolfratshausen. Ich wollte nie. Mir reichte schon, was ich bei Google Streetview sah, und München war (und ist) einfach nicht meine Welt.
Aber es war meine Entscheidung, hierherzugehen. Nicht ihre. Die Nähe zu Augsburg war klasse und diese Stadt ist auch heute noch superschön.
Dass der ursprüngliche Grund, warum ich diesen Schritt überhaupt gemacht habe, seit über neun Jahren nicht mehr Teil meines Lebens ist? Um ehrlich zu sein: Das ist mir völlig Banane.
Die Lektion: Nie wieder Kompromisse
Diese 10 Jahre waren nicht nur ein Umzug, sie waren eine Lektion. Mein Entschluss steht heute fester als je zuvor: Ich werde nie wieder mit irgendwem zusammenziehen. Ich werde mich nie wieder auf irgendwelche Versprechen verlassen.
Es gibt einen Satz aus dieser Vergangenheit, über den ich mein Leben lang wohl nur noch lachen kann:
„Dann musst Du halt etwas tun, damit ich mich wieder in Dich verliebe.“
Nein. Ich muss erstmal gar nichts.
Wer sich nicht in mich verliebt, ohne dass ich mich zum Kasper mache – sorry, ne. Ich werde mich nie wieder verbiegen lassen.
Kompromisse? Habe ich in meinem Leben mehr als genug gemacht.
Mein Fazit mit (fast) 55
Manche fürchten sich vor dem Alleinsein. Ich nicht. Ich habe gelernt, dass Alleinsein unendlich viel weniger schlimm ist, als mit dem falschen Menschen zusammen zu sein.
Ich bin, wie ich bin. Manchmal bin ich gebildet und zurückhaltend. Manchmal bin ich prollig und laut. Manchmal verrückt und spontan. Und manchmal auch einfach nur verschlossen.
Kurz habe ich überlegt, ob ich irgendwie noch 2-3 Bierchen hole und trinke und dann dachte ich, ach nein, Abende wurden noch nie besser wenn man spät noch Getränke holt.
Der heutige Tag hat mir wieder einmal bewiesen, wie wichtig „Gleichgesinnte“ sind, wenn man über Depressionen redet. Jemand aus unserer Gruppe ging es schlecht und wir haben uns um ihn gekümmert. Wir haben ihm Kraft gegeben, zugehört und das ist was wirklich unbezahlbar ist, so unendlich wichtig. Wir haben Pläne für 2 neue Treffen gemacht und hätte ich keine Sozialphobie, wäre ich auch mitgekommen ins Kino, aber da muss ich passen.
Aber wie sagte man auf der Reha mal so schön: „Mitpatienten sind die besten Therapeuten, die man sich vorstellen kann.“, denn nur wir verstehen, wie es dem anderen geht. Man kann denke ich so viel lesen darüber, es studieren, mit Empathie kann man sich sicher reinfühlen, aber wie oft ist es so, dass der Partner, die Partnerin, damit nicht klarkommen. Da verändert sich ein Mensch neben einem und der will einfach keine Hilfe, weil er niemanden damit belasten will. Die depressive Person versucht es sehr oft erst einmal mit sich selbst auszumachen, was sicher keine wirklich gute Lösung ist, aber oft will man die anderen damit nicht belasten. Und auch deswegen hatte ich zb. meine letzte Beziehung beendet, weil ich nicht wollte das sich jemand Sorgen macht, zu viel ihrer Zeit mir widmet. Klingt komisch? Ja da bin ich definitiv nicht Egoist. Und ihr habt ja gelesen, wenn ihr aktive Verfolger dieses Blogs seid, dass ich mich mit Liebe sehr sehr schwer tue. Und auch wenn ich von dieser Frau gesprochen habe, die mich fasziniert, unerreichbar, ein schöner Traum mehr nicht.
Und genau in diesem Moment sind Menschen so unendlich wichtig, die ähnliches erlebt haben, die es vielleicht auch geschafft haben, aber die wissen, wie man sich situativ fühlt. Und ja, oft versuchen sich Depressive selbst zu therapieren durch Alkohol, oder Drogen, etwas wo der Kelch zum Glück an mir vorbei ging. Als ich beim Treffen seit langer Zeit mein erstes Bier mal wieder getrunken habe, war der Geschmack richtig intensiv, die einzelnen Nuancen geschmeckt und es nicht geschüttet. Und vielleicht war das der Grund, warum ich heute auch gesagt habe: NEIN!
Es ist fast 2 Uhr morgens und ich werde nicht müde. Habe kurz sogar überlegt etwas zu cruisen, aber da hält mich die finanzielle Vernunft davon ab, auch wenn ich jetzt echt Lust hätte mit guter Musik durch die Nacht zu fahren. Egal, jetzt ist es zu spät, Quetiapin ist in mir und damit fahre ich definitiv nicht Auto. Jetzt muss ich versuchen müde zu werden, schlafen zu gehen.
Aber ich weiß: Wir sind alle in Gedanken bei den anderen aus der Gruppe. Und Euch wünsch ich auch alles Gute.