Weihnachten? Ist mir doch egal… Warum das „Fest der Liebe“ für mich keins ist.

Jedes Jahr dasselbe Spiel: Die Lichter gehen an, „Last Christmas“ läuft im Radio und alle verfallen in eine Art kollektiven Vorfreude-Rausch. Alle, außer mir. Wenn Leute mich fragen: „Und, freust du dich schon auf Weihnachten?“, antworte ich meistens mit einem Achselzucken.

Die Wahrheit ist: Weihnachten ist mir egal. Das mag für viele hart klingen, aber meine Geschichte mit diesem Fest ist keine gute.

Der morgendliche Baum-Terror

Seit ich denken kann, war Weihnachten bei uns zu Hause vor allem eines: stressig. Ich kenne kein „schönes“ Weihnachten aus meiner Kindheit. Die wirklich angenehmen Feiertage erlebte ich, wenn überhaupt, Jahre später mal durch Ex-Partnerinnen.

Bei uns fing der Heiligabend schon morgens mit schlechter Stimmung an. Meine Mutter fand immer etwas, das nicht passte. Ich wachte auf und hörte sie schimpfen: Der Weihnachtsbaum stand angeblich schräg. Oder es waren zu viele Kugeln dran. Oder zu wenige. Oder sie hingen unregelmäßig.

Diese miese Laune, die sich von früh an aufbaute, hielt natürlich den ganzen Tag an. Es war egal, ob wir den Heiligabend in Hamburg verbrachten oder, wie jedes zweite Jahr, bei den Großeltern in Sterley. Die „besinnliche“ Stimmung war von vornherein ruiniert.

Flucht in den Alkohol und die Disco

Etwas änderte sich, als ich in der Ausbildung war. Mein Chef war das ganze Jahr über ein unglaublich geiziger Mensch, aber an Heiligabend gab es eine Ausnahme: Moet Chandon. Und das in unbegrenzten Mengen. Sobald um 13 Uhr die Ladentür schloss, ging die Party im Geschäft los.

Meistens kam ich gegen 16 Uhr ziemlich betrunken nach Hause. Das ist nichts, worauf ich stolz bin, aber so ließ sich der Rest des Tages irgendwie ertragen.

Eine wirkliche Besserung trat ein, als ich 18 wurde. Dann war der Ablauf klar: Familienpflicht bis 22 Uhr, und danach Flucht ins „Viva Wentorf“, eine Diskothek in der Nähe. So wurde der Heiligabend dann doch noch erträglich. Es ging nie ums Feiern, es ging ums Überstehen.

Das Horror-Weihnachten, das alles beendete

Der absolute Tiefpunkt, das eine Weihnachten, das alles besiegelte, kam einige Jahre später. Mein Vater kam einen Tag vor Heiligabend zu Besuch. An diesem Abend versuchte er, meine damalige Partnerin zu missbrauchen.

Ich habe ihn natürlich sofort rausgeworfen.

Kurz darauf kontrollierten wir draußen, ob er wirklich weg war. Und ja, er war mit dem Auto losgefahren. Obwohl er an diesem Abend alleine sicher zwei Liter Wein oder mehr getrunken hatte. Für ihn als Außendienstler, dessen gesamter Job am Führerschein hing, war das der absolute Wahnsinn.

Wir waren fassungslos und riefen die Polizei. Wir waren sogar noch so „korrekt“, ihn parallel anzurufen und zu warnen. Seine Reaktion am Telefon war blanker Hohn und Wut:

„Ihr zeigt Eure Familie an?“

An dieses Weihnachten will ich am liebsten gar nicht mehr denken. Es war auch das Letzte, das ich mit meiner Mutter erlebte. Sie hat sich nie von ihm getrennt – was für mich auch kein wirkliches Wunder war, aber die Konsequenz war klar.

Alleine feiern ist besser als falsche Harmonie

In den Jahren danach, ob in Berlin oder später in Augsburg, habe ich Weihnachten oft alleine verbracht. Und wisst ihr was? Das war vollkommen okay für mich. Es war still, es war friedlich, und es war ehrlich. Es war tausendmal besser als der erzwungene, verlogene Familienfrieden meiner Kindheit.

Das ist also der Grund, warum ich absolut gar keinen Bezug zu Weihnachten habe. Es sind keine schönen Erinnerungen da. Keine Wärme, keine Geborgenheit. Nur Stress, Streit und am Ende blanker Horror.

Wenn mich also Leute fragen, ob ich mich auf Weihnachten freue, wissen sie einfach nicht, was sie da ansprechen.

Und genau deshalb ist dies hier auch eines meiner absoluten Lieblingslieder zur Weihnachtszeit:

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