Es gibt diese Nächte. Gestern war wieder so eine. Es war 2 Uhr morgens, und ich habe die letzte Folge einer Serie durchgesuchtet, von der es – und das bricht mir ein wenig das Herz – wohl leider keine Fortsetzung geben wird. Der Name: „Big Dating“.
Es ist eine herrlich amüsante Serie über die Liebe zwischen unterschiedlichen Menschen und die Prämisse, dass dieser Unterschied vielleicht sogar das Beste an allem ist.
Wieder einmal absolut brillant: Hauptdarstellerin Olga von Luckwald. Sie ist gekonnt amüsant, crazy, und ich habe mich beim Schauen immer wieder gefragt, wie viel von dieser wunderbaren, verrückten Figur eigentlich in ihr selbst steckt. (Schaut man sich ihr Showreel an, könnte man meinen: eine ganze Menge.)
Ich mag das. Ich mag Menschen, die „anders“ sind. Die, die spontan, manchmal ein bisschen verrückt und vielleicht auch mal am Rande dessen sind, was man als „normal“ bezeichnet.
Die Matthiase meines Lebens
Das „Hmm“ aus der Überschrift kam, weil mich die Serie direkt an meine eigene Jugend in Hamburg erinnert hat. An Menschen wie meinen Kumpel Matthias.
Matthias war auch total crazy. Oft absolut unkompliziert, aber manchmal eben auch am Rande meines Verständnisses für „das macht man nicht“. Einer der unvergesslichsten Momente: Wir wollten mit der Bahn nach Hamburg reinfahren. Die Bahn war brechend voll, wir standen dicht gedrängt, und plötzlich ließ er einfach einen fahren.
Er tickte mir auf die Schulter und sagte – für alle hörbar – ganz laut:
„Ole, das muss Dir nicht peinlich sein, ist mir auch schon passiert.“
Ich wäre am liebsten im Boden versunken.
Oder der andere Matthias, den ich von der Höheren Handelsschule kannte. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen, und er sieht mich und ruft quer über den vollen Schulhof:
„Ey Ole, lange nicht gesehen, sitzt dein Alter immer noch im Knast?“
Mir war das damals super peinlich. (Spoiler: Mein Vater saß nicht im Knast). Aber schon ein Jahr später konnte ich selbst königlich darüber lachen.
Die richtige Genugtuung kam aber erst gut 20 Jahre später. Ich war mal wieder in Hamburg, auf dem Stadtfest in Bergedorf. Ich sehe ihn aus weiter Entfernung, nehme all meinen Mut zusammen und brülle zurück:
„Ey Matthias X., sitzt dein Alter immer noch im Knast?“
Dieses Mal war es ihm super peinlich. Und dann haben wir beide unglaublich darüber gelacht.
Warum wir solche Serien brauchen
Ich habe so viele lustige Erinnerungen an diese Zeit, aber es ist seltsam: Irgendwie werden die guten Momente oft massiv von den schlechten Erlebnissen überlagert, wenn man zurückdenkt. Das Negative bleibt leichter hängen.
Aber dann kommt eine Serie wie „Big Dating“ um die Ecke, mit einer Figur, die so herrlich unangepasst ist, und plötzlich sind sie wieder da – all die verrückten, lustigen und absolut menschlichen Geschichten. Und ich erinnere mich wirklich gern daran.
Danke dafür.
Meine Watchlist für mehr „herrlich verrückt“
Also, falls ihr jetzt auch Lust auf mehr davon habt, hier sind ein paar dringende Empfehlungen von mir:
- Big Dating – Zurzeit in der ARD-Mediathek streambar (oder einfach mal Mediathekview nutzen, es lohnt sich!).
- Start the f*ck up – Wieder mit Olga von Luckwald. Wieder einfach klasse.
- Ein Freund von mir – Ein etwas älterer Film, aber mit Jürgen Vogel in einer absoluten Glanzrolle als der „verrückte“ Freund. Ein Muss.