„Wenn das Leben absurd erscheint, hilft nur Kampf. Wer lebt protestiert.“ (Albert Camus)
Dieses Zitat von Albert Camus begleitet mich schon lange. Es steht in meinem Profil auf aphorismen.de, und es war oft ein Anker für mich. Ein Aufruf, weiterzumachen, dem Absurden zu trotzen.
Aber was passiert, wenn der Kampf irgendwann nicht mehr möglich ist?
Was, wenn die Kraft fehlt? Wenn die Perspektive, dieses eine Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt, sich im Nebel der Erschöpfung einfach aufgelöst hat? Was tust du, wenn dir die Vergangenheit immer und immer wieder bewiesen hat: Egal, wie hart du kämpfst, du wirst doch immer wieder mit niedergerissen?
Du rappeltst dich auf, nur um den nächsten Tritt zu spüren. Und viel zu selten ist da eine helfende Hand, die dich stützt.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich will mich auf keinen Fall über mangelnde Freunde beklagen. Ich habe wirklich großartige, unfassbar loyale Menschen in meinem Leben. Da ist zum Beispiel Frank. Als meine Ex mich damals von einer Sekunde auf die andere einfach rausgeworfen hatte, war er sofort da. Er hat mich bei sich aufgenommen, ohne mit der Wimper zu zucken. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein. Diese Dankbarkeit ist so tief, dass sie mich fast erdrückt, weil ich mich immer frage, wie ich das jemals gutmachen könnte. Auch wenn ich spüre, dass er diese Erwartungshaltung gar nicht hat.
Und trotzdem.
Trotz dieser Anker, dieser Lichtblicke, schwindet meine Kraft. Sie zerrinnt mir zwischen den Fingern, mit jedem Tag, mit jeder Minute, mit jeder einzelnen Sekunde. Es gibt so unendlich wenig, an dem ich mich gerade noch erfreuen kann. Es gibt fast nur noch diese Momente, in denen ich nicht aktiv denke: Ich bin am Boden zerstört und dieses Mal wird es nichts mehr.
Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es mir ohne die Antidepressiva gehen würde.
Der Herbst tut sein Übriges dazu. Das schlechte Wetter, dieses ewige Grau, das sich über die Seele legt und die Gedankenschleifen, die einfach nicht aufhören wollen, sich zu drehen.
Nächste Woche gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Ich freue mich auf das Treffen mit den Leuten von unserer Station. Auf Karten- und Gesellschaftsspiele. Auf ein paar Stunden Ablenkung. Aber selbst diese Vorfreude ist brüchig. Wie lange wird das Hoch anhalten? Einen Abend? Ein paar Stunden? Bis ich wieder allein mit den Gedanken bin?
Wie geht ihr damit um? Wie kämpft man, wenn man keine Kraft mehr zum Kämpfen hat?
Wer hat Tipps? Ideen?